Johannes-Kirche in Löbau ( Lubawa )

          Der Drewenzbote !

      Heimatbrief des Kreises Neumark/Westpreußen 
       und seiner Stadt- und Amtsbezirke


  Nr. 122   August 2013  

             

Löbau/Westpr.(Lubawa)

  

Neumark/Westpr. (Nowe Miasto Lubawskie) 


Redaktion: Prof. Stephan Freiger,  Hannelore Freiger und Superintendent Rudolf Steege


 

Liebe Landsleute!

Leider ist mein Aufruf erfolglos geblieben. Niemand von Ihnen will für den Vorstand kandidieren. Da wir – der noch amtierende Vorstand - der Meinung sind, es sollte auch weiterhin einen Ansprechpartner für den Heimatkreis geben,    samt Repräsentanz in der Öffentlichkeit, werden wir unsere Ankündigung, uns zurückzuziehen, revidieren. Vorstand und Beirat stellen sich noch einmal geschossen zur Wahl.
 Da allerdings der Drewenzbote nicht mehr erscheinen wird – Sie haben den letzten in der Hand - werden schriftliche Wahlen und Abstimmungen nicht mehr möglich sein.

Damit der Heimatkreis in der Öffentlichkeit erreichbar bleibt, werde ich die Betreuung der von mir ins Internet gestellten Web-Seite des Heimatkreises fortsetzen. Sie bleibt weiter als Informationsquelle, in der auch die Aktivitäten und Treffen des Vorstandes veröffentlicht werden. Weil das Internet schon heute alle Lebensbereiche beeinflusst, zukünftig gewiß noch mehr, ist es mir, weiter daran zu arbeiten.
Übrigens, Gedrucktes über unsere Heimat finden Sie in   „Der Westpreusse“. Zu beziehen in   48167 Münster-Wolbeck, Mühlendamm 1.
Außerdem ist es mir gelungen, schneller als ich gedacht hatte, das „Heimatbuch für den Kreis Neumark in Westpreußen bis 1941 Kreis Löbau (Westpr.)“   ins Internet zu stellen. Hilfe erhielt ich von Landsmann Günter Hagenau von der Landsmannschaft Westpreußen. Auf grund seiner Vermittlung hat die „ Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek“ in Herne, das Heimatbuch digitalisiert und wird es im elektronischen Lesesaal der Bibliothek einstellen. Dort kann es im Internet aufgerufen werden. Wer einen Nachdruck des Heimatbuches wünscht, kann es mir mitteilen.
Um für die Zeit nach 2015, also nach Ende der offiziellen Amtszeit des neu- bzw. wiedergewählten Vorstands,   bis zur Auflösung des Heimatkreises eine Regelung zu erreichen, schlage ich eine Satzungsergänzung vor. Sie steht auf Seite   55 . Die Abstimmung hierüber erfolgt auf Seite   57 , zusammen mit den Wahlen.
Das nächste kleine Heimatkreistreffen – Tagung von Vorstand und Beirat des Heimatkreises – findet in
Travemünde in der Ostsee-Akademie vom 26. bis 27. September 2013 statt.
Anschrift: Europaweg Nr. 3, D-23570 Lübeck-Travemünde,   Tel (+49) (0) 4502 - 803 0.
Danach   - 28./29. September ist die Teilnahme am Westpreußenkongress vorgesehen.
Mit nachfolgendem Aufsatz: „Die Bewohner des Kreises Neumark/Westpreußen. Ihre Herkunft - ihre Geschichte“ möchte ich, am Ende des Erscheinens unserer Postille, die Historie unserer Heimat aufzeigen und der Frage nach unseren Wurzeln folgen. Dabei habe ich besonders den Anfang des menschlichen Lebens in unserer Heimat, die Besiedlung im Zuge der Eroberung und Christianisierung, sowie die Zeit nach der Vertreibung aus unserer Heimat aufgezeigt. Vieles bleibt aus Platzgründen unerwähnt, aber im Heimatbuch nachzulesen.

                                                                      

Ihr Stephan Freiger   

Heimatkreisvertreter

 

Liebe Heimatgemeinde !

 

  In den zurückliegenden Jahren durfte ich Sie jeweils in der Weihnachtsnummer unseres Drewenzboten mit einem besonderen Artikel grüßen. Da der Drewenzbote nun sein Erscheinen einstellen wird, möchte ich mich noch einmal mit einigen Zeilen zum Abschied an Sie wenden. Dabei fällt mir ein Lied von Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt ein, aus deren Lebenslauf wir entnehmen können, wie auch sie ein schweres Flüchtlingsschicksal und viele andere Nöte zu ertragen hatte. Sie schreibt in der Rückschau:

Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte,
bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte,
bis hierher hat er mich geleit´, bis hierher hat er mich erfreut,
bis hierher mir geholfen.

Angesichts aller frohen und bedrückenden Erfahrungen betont die Dichterin in der ersten Strophe gleich fünfmal das „Bis hierher“ und bringt damit zum Ausdruck, dass sie bis zum gegenwärtigen Tag nichts anderes außer Gottes Durchhilfe in ihrem Leben bezeugen möchte. Das treibt sie in die Dankbarkeit und kann darum in der zweiten Strophe zu der Aussage kommen:

Hab Lob und Ehr, hab Preis und Dank für die bisher´ge Treue,
die du, o Gott, mir lebenslang bewiesen täglich neue.
In mein Gedächtnis schreib ich an: der Herr hat Großes mir getan, bis hierher mir geholfen.

 

Beim Blick zurück bleibt unsere Dichterin allerdings nicht stehen. Über das, was hinter ihr liegt, konnte sie klare Aussagen machen. Was vor ihr liegt, ist noch unbekannt, und damit verbinden sich viele Fragen im Blick auf die Zukunft. Sie wendet sich wieder an den, von dem sie „bis hierher“ alles angenommen hat, dem sie vertraut für ihren weiteren Lebensweg. So kann sie darum in der dritten Strophe beten und flehen:

Hilf fernerweit, mein treuster Hort, hilf mir zu allen Stunden.
Hilf mir an all und jedem Ort, hilf mir durch Jesu Wunden.
Damit sag ich bis in den Tod: durch Christi Blut hilft mir mein Gott;
er hilft, wie er geholfen.

Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt hat übrigens noch viele weitere Gedichte bzw. Lieder geschrieben, von denen die meisten heute nicht mehr bekannt sind. In unseren Gesangbüchern sind in aller Regel nur zwei erwähnt, nämlich das „Bis hierher hat mich Gott gebracht...“ und „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende...“

Ist es Ihnen auch so ergangen wie mir? Beim Lesen der drei zitierten Liedstrophen   finde ich durchaus Aussagen, die auch auf mein Leben passen. Viel Zeit ist seit Ende des 2.Weltkrieges vergangen. Flucht und Vertreibung liegen Jahrzehnte zurück. Was hat sich alles danach ereignet bis in unsere Gegenwart?!   Können wir mitsagen „Bis hierher hat mich Gott gebracht“? Und wenn nun das Erscheinen des Drewenzboten eingestellt werden muss, so dürfen wir in Bezug auf alle Veränderungen   dennoch bitten: „Hilf fernerweit, mein treuster Hort...“ Seien Sie alle mit herzlichen Segenswünschen bedacht und Gott befohlen!

Ihr Rudolf Steege

                                               

Leo Kroh +

Leo Kroh, geboren am 15.3.1939 in  Ober Kapkeim, Kreis Heilsberg / Ostpreußen ist am 12.6.2013 in Leer verstorben. Er war bei der Verwaltung Mitglied des Beirates des Heimatkreises. Am 3.5.2013, kurz vor seinem Tod, konnte er noch die Goldene Hochzeit mit seiner Frau Gisela, in großer Gesellschaft feiern. Das Bild zeigt das goldene Paar.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das goldene Paar

 

 

Kurt Zerell +  

Kurt Zerell, geboren am 22.12.1927 in Raudnitz / Deutsch-Eylau, ist am 21. 5.2013   in Köln verstorben. Seine Erlebnisse zum Ende des Krieges als jugendlicher Soldat (nach heutiger internationaler Definition Kindersoldat) sind in den beiden letzten Drewenzboten (Nr. 120 und 121) abgedruckt. Er hatte vor, dieses Jahr wieder die alte Heimat zu besuchen. Über seine Zeit als Schüler der Oberschule in Neumark berichtete er in dem Artikel „Monate in Neumark verändern ein Leben“ (Drewenzboten Nr. 106 und 111).

Kurt Zerell mit Sohn und Schwiegertochter in Raudnitz.

 

 

Die Bewohner des Kreises Neumark/Westpreußen Ihre Herkunft - ihre Geschichte

 

Die Besiedlung unserer Heimat begann zum Ende der letzten Eiszeit, der Weichsel-Eiszeit, vor 11700 Jahren. Bis dahin war in dieser hügeligen Landschaft, mit ihren vielen Findelsteinen von den Gebirgen Skandinaviens, menschliches Leben ausgeschlossen. Wer sie waren, die ersten Siedler, wissen wir nicht. Wahrscheinlich waren sie keine Indogermanen, also keine Menschen mit einem gemeinsamen Sprachursprung, stammend eventuell   aus einem Volk aus Indern, Persern, Anatolen, Griechen, Slawen, Balten, Germanen, Romanen, Kelten.   

Nennen wir sie Ureinwohner , Menschen, die lange vor der „Invasion“ der Indogermanen da waren. Unsere weiße Haut zeugt davon. Das heißt, da die Wiege der Menschheit Afrika sein soll – wo die Menschen eine schwarze Hautfarbe haben – müssen diejenigen, die in Europa – also auch in unserer   Gegend – gelebt haben, sich eine sehr lange Zeit eiszeitlichen Bedingungen ausgesetzt haben. Nur extrem lange Winter, kurze Tage, wenig Sonneschein können erklären, wie es zu der hochgradigen Depigmentierung gekommen ist, der weißen Haut. Eins scheint unbestritten zu sein: Die meisten heutigen Völker Europas haben eine gemeinsame   Stammesgeschichte, sie ist indogermanisch, indoeuropäisch. Die Indogermanen kamen – nach bisher überwiegender Meinung – zwischen dem 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. aus dem Schwarzmeerbereich oder Anatolien. Schriftliche Überlieferungen – ganz besonders in unserer Zeit –   Genanalysen, haben mehr Klarheit gebracht. Klar ist, dass die eingewanderten Gruppen Indogermanen sich mit der jeweiligen Urbevölkerung vermischt haben und ihre Sprache, von der Urbevölkerung ergänzt, verändert worden ist. Es ist nicht bei der Sprache geblieben. Auch das Erbgut veränderte sich. Wie bekannt geworden ist, sollen Gene der Neandertaler im Erbgut heute lebender Europäer nachgewiesen worden sein.

Fazit: Wir Europäer sind eines Ursprungs.

Funde menschlicher Existenz gibt es aus der Jungsteinzeit (3000-1800 v.Chr.):    ein geschlagener Feuerstein aus der Gegend um Großlinker, Steinäxte verschiedener Größe und Steinmeißel fand man in Krossel (Chrosle), in Löbau, in Neuhof, in Großlinker und in Linnau (Linnowitz), außerdem einen Steintrog zum Getreidemahlen in Neumark.

Aus der Bronzezeit (1800-750 v.Chr.) sind in unserem Kreis keine Funde bekannt. Erst aus der Eisenzeit, der Hallstattzeit, nach 750 bis 500 v.Chr., gibt es Funde. In Kleinballen (Klein-Ballowken) wurde auf einem Hügel, 32 cm tief, eine Steinkiste von 2,24 m Länge und 96 cm Breite mit 5 Urnen entdeckt. Bei Wonno, am Südufer des Karrasch-Sees, fand man ein Hügelgrab mit einer Kiste aus großen Steinblöcken, in der vier Urnen standen und eine gezahnte Eisenscheibe. Im Kreis Neumark, in Neber (Nawra), Heikenwalde (Truszcyn), Samplau, Resendorf und Neuhof sind Hünengräber und ein Halsband gefunden worden.

Ersten schriftlichen Überlieferungen über unser Heimatgebiet stammen aus der Zeit 300 vor, bis erstes Jahrhundert nach Christus.

Der griechische Geograph, Seefahrer und Händler Pytheas von Massalia (*380 v.Chr.; † um 310 v.Chr.) war ein großer Entdecker der Antike. Um 300 vor Christus machte er sich auf, das Bernsteinland zu suchen. Die Menschen, denen er begegnete, nannte er Ästier, also Ostler, die im Osten Wohnenden.

Jahrhunderte später berichten römische Geschichtsschreiber der späten Republik und frühen Kaiserzeit (Caesar, Plinius der Ältere, Tacitus) über die Völker an der Ostsee.

Nach bisherigen Erkenntnissen haben, bis ins 6./7. Jahrhundert, germanische Stämme, zuletzt Wandalen und Goten (Gutonen; gotisch Gutans), in unserer Heimat gelebt. Sie, die Goten, sollen an der Weichselmündung ein organisiertes Königreich entwickelt haben. Wahrscheinlich sind daran – so Jordanes in seiner, im 6. Jahrhundert verfassten Gotengeschichte – vornehmlich die im 2. Jahrhundert v.Chr. von der Insel Scandza (Südschweden oder Gotland) über die Ostsee gekommenen Gotonen beteiligt. Die Benennung der Küste: Gothiscandza, auch der Name Danzigs (polnisch Gdansk) geht auf sie zurück.

Goten – Siedlungs- und Herrschaftsbereich bis ins 4. Jahrhundert n.Chr.

 

Die Goten breiteten sich zunächst beiderseits der Weichsel aus, auch in unserem Heimatgebiet. Dann, so um 257 n. Chr., erweiterten sie ihren Siedlungsbereich – möglicherweise wegen Bevölkerungswachstums und einer Kälteperiode - nach Süden aus - bis zum schwarzen Meer.

Gotenreiche im 5./6. Jahrhundert

Besonders bekannt sind die   Krimgoten . Abkömmlinge von ihnen, die noch der Sprache mächtig waren, sie beherrschten, konnten noch im 18. Jahrhundert   registriert werden.

Gotische Adlerfibel, Theoderich der Große, Bronzefigur in der Hofkirche Innsbruck

 (Bild von James Steakley) und Theoderich-Mausoleum in Ravenna

 

Um ca. 375/376 n.Chr., während der großen Völkerwanderung, ausgelöst durch den Einbruch der Hunnen unter Attila (Etzel) in ihr Gebiet, zogen die meisten Goten – wie auch andere germanische Stämme - nach Westen und   gründeten im 5. und 6. Jahrhundert zwei Großreiche:

  Eines (Ostgoten) , nachdem sie Rom erobert hatten, in Italien, mit Ravenna als Hauptstadt. Bekanntester König Theoderich der Große,

ein Zweites (Westgoten) in Südfrankreich/Spanien mit der Hauptstadt Tolosa (Toulouse) später, in Spanien, mit der Hauptstadt Toledo. Bekanntester König, Alarich I ., Eroberer Roms,   410 n.Chr., verewigt in der Ballade „Das Grab am Busento“.

 

 

Wir wissen sicher, dass, bis zur Ankunft des Deutschen Ordens im Kreisgebiet Neumark mindestens 500 Jahre lang - also ein halbes Jahrtausend - Prußen gelebt haben, weiter östlich, im späteren Ostpreußen, über 1000 Jahre.

Die verschiedenen Schreibweisen dieses Volksnamens: Prussen, Pruzzen, Prußen, verleiten zu verschiedener Aussprache. Richtig dürfte ein langes u mit anschließendem ß sein, besser, man nennt sie einfach Alt-Preußen . In jedem Fall sind sie Namensgeber des Ordenslandes Preußen und des Staates Preußen, den die Alliierten 1947 von der Landkarte verbannt haben. Damit ist der letzte Rest der Erinnerung an dieses alte Bauernvolk verloren gegangen.

Der Alliierte Kontrollrat vermerkt in der Präambel des Gesetzes zur Auflösung des Staates Preußen: „Der Staat Preußen, der seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion gewesen ist, hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört“. Dabei nehmen die Preußen im Führen von Kriegen im internationalen Vergleich einen ehrenvollen hinteren Rang ein, nach Briten, Franzosen und anderen Europäern. Der Historiker Golo Mann nannte diese Aktion „einen Fußtritt, den siegreiche Esel einem toten Löwen gaben.“

Wer waren die Prußen? Allgemein sind die Völkerkundler der Auffassung, dass die Prußen ein westbaltischer Volksstamm waren, sprachlich verwandt mit den Ostbalten, den   Litauern und Letten.

Aber Sprache macht nicht alles aus. Die Frage nach der ethnischen Herkunft ist nicht ganz so eindeutig geklärt. TACITUS, 100   Jahre n. Chr.,   nennt in seiner „Germania“   die Menschen an der Ostküste des Suebischen Meeres (Ostsee), „Aestii“   und schreibt, dass sie sowohl in ihren Sitten, wie in ihrer äußeren Erscheinung den germanischen Sueben gleichen, dem Volksstamm, der z.T.   Vorfahr der Schwaben ist, die also einstmals an der Ostsee, zwischen Elbe und Oder lebten: blond, blauäugig, hellhäutig.

  Wieweit die Beziehungen der Prußen zu den germanischen Stämmen, besonders zu den Goten gingen, ist wenig bekannt. Es soll Verbindungen und Vermischungen der Völker gegeben haben, besonders unter den Fürsten. Verbindungen hat es auch zu den Wikingern gegeben, die die Hafenstadt Truso, am Frischen Haff, von der der Name des Drausensees (prußisch Drusin)   kommt, im 9. Jahrhundert angelegt haben.

Bekannt ist, dass Prußen , insbesondere vom Volksstamm der Galinder , mit den Goten bis nach Spanien(Westgoten) zogen, sodass heute Nachkommen auch in Südamerika zu finden sind.

Einflüsse der prußischen Sprache hat es im Deutschen und Polnischen gegeben. Die ostpreußische Mundart ist in ihrem Tonfall vom Prußischen beeinflusst. Das Wort Marjell, oder Marjellchen, ist ein prußisches Wort, kommt von „mergo“ = Jungfrau. Auch die Bezeichnung für den wilden Birnbaum, „Kruschke“ oder „Kruschkenbaum“, kommt aus dem Prußischen. Ähnlich verhält es sich mit dem Löbauer Polnisch. Es ist beeinflusst vom   Prußischen. Ein prußisches Wort ist mir noch geläufig. „Kadik“, im prußischen „Kadiges“, ist der Wacholderstrauch.

Wie schon erwähnt, war unser Kreisgebiet vor Ankunft des Ordens von Prußen besiedelt, und zwar wie folgt:   Im westlichen Teil des Kreises – zugehörig zum Kulmerland -   lebten Prußen und eingewanderte Polen, im östlichen Teil wahrscheinlich nur Sassen (Prußen). Aus den über 20 bekannten Burgbergen der Prußen - 16 sind noch erkennbar, besonders die im Löbauer Land gelegenen, kann man von einer recht starken Besiedlung ausgehen, auch von einer Herrschaft über das ganze Kulmerland, einschließlich des Löbauer Landes. Die Kulmer (prußisch Chelmo) und die Sassen (prußisch Sassna) waren zwei der 12 Stämme der Prußen .

Nach einer Sage haben Widewud (Oberster Fürst der Prußen)   und der Criwe (Hoher Prister und Richter) Bruteno, als sie schon sehr alt waren, Preußen unter die 12 Söhne Widewuds aufgeteilt. Es sind die Stammesgebiete: Barta /Barten (Rastenburg), Galinda / Galindien (masurische Seenplatte), Chelmo / Kulmerland (Thorn mit Neumark), Nadruwa /Nadrauen (Insterburg), Notanga / Natangen (südlich von Königsberg, Preußisch Eylau), Pagude / Pogesanien (Heilsberg), Pamede / Pomesanien (Marienburg), Semba / Samland (nördlich von Königsberg, Cranz), Sassna /Sassen (Tannenberg-Löbau-Neidenburg), Skalwa / Schalauen (Tilsit-Ragnit-Ruß), Suduwa / Sudauen (Jatwinger, Lyck-Suwałki), Warme / Ermland (Braunsberg).

Woran die Prußen glaubten , wissen wir in etwa auch. Der Grieche Pytheas berichtet als erster, sie verehrten die Mutter der Götter und trügen ein Sauamulett um den Hals.

Götter der Prußen (von links):   Patolos, Perkunos, Potrimpos

Zur Zeit der Christianisierung wurden drei der Götter (Hauptgötter) verehrt.

Perkunos , Gott des Donners, der dem Himmel vorstand. Seinen Namen leitet man ab von dem germanischen Wort „querkus = Eiche“, a. a. O. „pertus = Eiche“. In heiligen Hainen wurden für ihn ewige Feuer unterhalten. Perkunos bestimmte das Wetter, spendete Sonnenschein und Regen. Ein altes Opfer zur Regenbeschwörung wird noch um 1611 beschrieben. Perkun war Beschützer der Ehe und Verfechter des Rechts. Er löste den Donner aus (Perkunas griauja = Perkun donnert), warf Blitze. Den Bösen setzte er durch seine Blitze die Häuser in Brand. Perkun entspricht dem hammerschwingenden Donnergott Donar/Thor oder etwa dem Göttervater der Griechen, Zeus. Von der Verehrung Perkuns zeugten die Dorfnamen Perkuiken, Perkunsdorf, Perkunischken, Perkunlauken, Perkunowen bei Lötzen.

Patolos , Patull, Patoll, genannt, der ältere Mann mit grauem Bart und bleichem, weißem Gesicht. Er wurde als Gott der Nacht und des Todes angesehen. Damit ist er aber auch der Gott der Transformation von Tod und Leben. Die Prußen glaubten an eine Wiedergeburt. Patoll trägt auf der Abbildung eine Binde um das Haupt. Brachte man Patoll Opfergaben, ritzte der Waydelotte, der Priester, dem Opfernden den Arm und ließ etwas von seinem Blut Patoll zu Ehren abtropfen. An Patoll erinnern die Ortsnamen Patollen, Potollen bei Domnau, (Potollen hieß zuletzt Gr. Waldeck). Es gab auch noch ein Podollen bei Wehlau.

Der Dritte des Göttertrias ist Potrimpos, ein blühender Jüngling mit einem Ährenkranz auf dem Haupt, der immer fröhlich lachende Gott der Fruchtbarkeit, des Gewinns, des Glücks, der auch im Spiel und im Streit Glück bringen sollte. Ein Chronist bezeichnet ihn als Gott der Brunnen und des fließenden Wassers. Er soll mit einer Schlange in der Hand abgebildet worden sein.

Prußische Gottheit in der Mauer der Kirche in Pronikau (Pratnica)

 

Man kann sagen, die Götterwelt der Prußen war der, der Germanen, sehr ähnlich. Und die Verehrung der „Mutter der Götter“ finden wir in Märchen (Frau Holle z.B.), Mythen und in der christlichen Religion – Mutter Maria.

Ich erwähnte bereits die Burgberge . Die Sassen hatten zur Verteidigung ihres Landes 3 Gürtel von Burgen gebaut, die bedingten, dass   Jahr- zehntelange Versuche der kujawischen und masowischen Herrscher, das Kulmerland und das Land der Sassen - wozu das Löbauerland gehörte - durch Kriegszüge unter ihre Herrschaft zu bringen, wenn überhaupt, nur kurzzeitig Erfolg hatten. Deshalb wurde der Deutsche Ritterorden zu Hilfe gerufen.

Wie die Einwanderung von Polen in das Land der Kulmer Prußen vor sich gegangen war, ob im Zuge der polnischen Eroberungskriege, Kreuzzüge, Christianisierungsversuche oder friedlich, ist nicht bekannt.

Leider sind von den Prußen keine Schriften bekannt. Sie hatten zwar eine eigene Schrift, mehr ist nicht überliefert. Wahrscheinlich sind ihre Schriften von den christlichen Eroberern vernichtet worden. Deshalb gibt es über sie nur Berichte von den Eroberern, dem Deutschen Orden.

Ein Spruch in   prußischer Schrift mit den lateinischen Buchstaben   darunter  

Er lautet übersetzt: "Gott Korche! Zürne mit den Verheerern, tue ihnen Böses"

 

Heilige Figur der Prußen in Bartenstein/Ostpreußen

 

Ich bin aus zwei Gründen auf die Prußen näher eingegangen:

1. kommen sie in der Geschichtsschreibung – aus naheliegenden Gründen,   nichts Schriftliches hinterlassen –   zu kurz,

2. hat manch deutscher Landsmann – und viele Polen im Neumarker und Löbauer Land auch Prußen unter seinen, ihren       Vorfahren, was sie wahrscheinlich nicht wissen. An manchen Familiennamen, die von Prußen stammen,   kann man das noch feststellen, wie z.B. an dem der in Löbau gut bekannten Familie Jagusch .Im Kreisgebiet Neumark lebten am Ende der Ordenszeit je zu einem Drittel Prußen, Polen und Deutsche. Die Deutschen siedelten hauptsächlich in den Städten, Prußen und Polen in den Landgemeinden.

 

Burgberg bei Lansen(Londzyn),   zu Füßen unser Bus   und oben ein Teilnehmer unserer Expedition „Heimat“

Einige Dorfgründungen, oder Wiedergründungen, von Prußen gibt’s im 14. Jahrhundert. 1342 beschenkte Bischof Otto zwei Prußen mit Grabau (Grabowo). Und der Osteroder Komtur Gunther von Hohenstein beschenkte 1351 den Prußen Naproke mit Nappern (Napromek). Es gibt auch   prußische Dörfer, die die kriegerischen Auseinandersetzungen überstanden haben, wie Pronikau (Pratnica), was Bischof Otto 1324-49 bestätigte. Das Dorf beherbergt eine Besonderheit: In die Außenwand der 1330 erbauten Kirche ist eine prußische Gottheit eingemauert. Sie ist vollständig erhalten (siehe Bild).

Vollständige prußische Figuren sind auch in Danzig, auf der Langen Brücke, zu besichtigen. Diese wenigen Exemplare und das in Bartenstein (siehe Bild) haben die Zerstörung durch die Christen überstanden.

 

 

 

Bevor der Deutsche Orden ins Land kam, erfolgte im östlichen Teil des Kreises, dem Löbauer Land, die erste erfolgreiche friedliche Christianisierung von Prußen.

Der Mönch, dem dies gelang, war Christian von Preußen , zu recht auch genannt Christian von Oliva oder Christian von Lekno. Er war Mönch des Klosters in Oliva und wahrscheinlich auch Abt des Klosters Lekno. Beide Klöster sind Gründungen deutscher Zisterzienser, wobei - eine Besonderheit - in Lekno bis 1553 nur Kölner in den Konvent aufgenommen wurden. Soweit ich aus variierenden Darstellungen entnehmen konnte, lässt sich folgendes über ihn berichten:

Geboren wurde er um 1180 in Freienwalde/Pommern (poln.Chaciwel), trat als Jugendlicher in das nahegelegene Zisterzienser-Kloster Kolbatz, 22 km südöstlich von Stettin, ein, wurde als Mönch 1209-1210 in das Kloster Oliva abgeordnet und als Bischof für die Heidenmission eingesetzt. Nach einem Aufenthalt als Abt im Kloster Lekno hat er, von 1215 bis 1245, sein Amt   als Missionsbischof für Preußen wieder im Kloster Oliva angetreten.

Christian reiste, wahrscheinlich von Lekno aus, in das Gebiet von Löbau,   zum Prußenstamm der Sassen, und konnte zwei prußische Edle – Survabuno und Warpoda   aus Löbau und Lansania, zum Christentum bekehren, erhielt von ihnen Löbau und das Umland und reiste 1215 mit ihnen zum Papst nach Rom. Papst Innozenz III. war so angetan von den Erfolgen Christians, dass er ihn auf dem Laterankonzil zum Bischof von Preußen ernannte.

Löbau wird in Zusammenhang mit der Prußenburg in einer päpstlichen Urkunde 1216 als “terra lubavia“ erstmals genannt. Deshalb führt Löbau seine Stadtgründung   auf 1216 zurück.

Von Löbau aus, seinem Bischofssitz, versuchte Christian die weitere Christianisierung im Kulmer Land. In einer Volksmähr wird von einer ersten Christian isierungsmaßnahme im Löbauer Land berichtet: Unweit Löbaus – dem heutigen Lipp (Lipy) - hatten die Prußen einen ihrer heiligen Lindenhaine. Im Hain brachten sie der Göttin Majume Opfer, wenn sie von feierlichen Kultzeremonien, zu Ehren dieser Göttin aus Ìáki (Großlanken) zurückkehrten. Dem Volksmund nach soll Bischof Christian, nach der Taufe von Prußen an der heiligen Linde in Lipp, die Mutter Gottes erschienen sein. Der Bischof fällte die Linde, angeblich, weil es kein anderer wagte – und ließ an ihrer Stelle eine Kirche bauen.


Wallfahrtskapelle in Lipp (Lipy ) im ehemaligen heiligen Hain der Prußen

Im Zuge Christians missionarischer Tätigkeiten gewann der masowische Fürst Konrad an politischem Einfluss im Kulmer und Löbauer Land. Das führte seit 1217 bei den Prußen zu heftigen Reaktionen. Sie vertrieben die masowischen     Eroberer aus dem Kulmer und Löbauer Land, und waren so gereizt, dass sie Masowien mit Überfällen heimsuchten.

Christians Missionsarbeit war beendet – ja zunichte gemacht.   Daraufhin bat er Papst Honorius III. um Ausrufung eines Kreuzzugs, um das Gebiet wieder zu erobern. Der Papst genehmigte den Kreuzzug und erteilte ihm 1217 darüber hinaus Vollmacht, Bistümer zu gründen und Kathedralen erbauen zu lassen. Zwei Kreuzzüge wurden 1222 und 1223 – mit deutscher Unterstützung - von Konrad von Masowien , Leszek von Kleinpolen und Heinrich dem Bärtigen von Schlesien, gegen die Prußen geführt. Das Kulmerland konnte zwar wieder zurückgewonnen werden, die Überfälle nahmen jedoch kein Ende.

1222 nutzte Christian, mit Genehmigung des Papstes, die Gelegenheit zur Gründung des Bistums Kulm und übernahm von Bischof von Plock,   zu dessen Diözese das Kulmerland bis dahin gerechnet worden war, die geistlichen und weltlichen Rechte in demselben. Konrad, der sich als rechtmäßiger Herrscher im Lande betrachtete, übereignete Christian 1222 eine beträchtliche Anzahl Ortschaften, samt allen herrschaftlichen Rechten - auch in den übrigen Teilen des Kulmer und Löbauer Landes. diese Schenkung bestätigte Papst Honorius III. 1223.

Konrads Herrschaft war allerdings sehr brüchig. Die Überfälle der Prußen auf Masowien nahmen immer mehr zu und bedrohten seine Hauptstadt Plock, belagerten sogar Burg Plock, an der Weichsel. In seiner Not warb er um militärischen Beistand und rief 1226 den Deutschen Orden zu Hilfe. Der Orden kam und schlug ein festes Lager in Vogelsang auf, auf der westlichen Seite der Weichsel, gegenüber dem späteren Thorn, stellte sich aber nicht dem Kampf – das hatte einen Grund.

Der Orden strebte einen Ordensstaat an. Der erste Versuch war kläglich gescheitert – der ungarische König Andreas II. hatte ihm, als Dank für die Besiegung der Kumanen, einem in der Steppe lebenden Turkvolk – das Burzenland (Teil des Burgenlandes im heutigen Rumänien) übereignet, die Schenkung widerrufen und ihn aus dem Land gejagt. Das sollte ihm nicht noch einmal passieren.

  Er wartete, bis er von Kaiser und/oder Papst eine verlässliche Urkunde über den Besitz des zu erobernden Preußenlandes bekam. Mit der goldenen Bulle von Rimini tat Kaiser Friedrich ihm 1226 den Gefallen. Das reichte dem Orden nicht, er verharrte weiter in Vogelsang. Doch Konrad brauchte Hilfe. Also gründete er 1228, mit Unterstützung Christians, den Orden „Brüder von Dobrin“ (offiziell: Brüder des Ritterdienstes Christi in Preußen), bestätigt 1228 von Papst Gregor IX. und überließ ihm das masowische Dobrin (poln. Dobrzyn´), gelegen   an der Drewenz, direkt gegenüber von Gollup, im Kulmerland. Ein Gebiet von der Größe eines Kreises.

Die Ritter stammten aus Niedersachsen und Mecklenburg. Sie holten deutsche Siedler ins Land, konnten zwar Masowien etwas absichern, aber keine Macht über die Prußen gewinnen. Der Orden löste sich auf, 35 Ritter schlossen sich 1234   dem Deutschen Orden an.

Dass seine Ordensgründung ein Flop war, erkannte Konrad relativ schnell. Am 16.Mai 1230 schenkte er dem Deutschen Orden,   im Vertrag von Kruschwitz, das Kulmerland.   Land, das er gar nicht besaß.

Der Deutsche Orden begann sofort mit der Eroberung des Landes und dem Bau der ersten Burgen und Städte: 1230 Nessau (poln. Nieszawa), gelegen südwestlich der Weichsel, 1231, im Prußenland, Thorn (Torun), 1231 Kulm ( Chełmno ),   1232 Rehden (Radzyń Chełmiński) und 1234 Graudenz ( Grudziądz ) . Damit beherrschte der Orden das Kulmer Land, zu dem die Komturei Rheden gehörte, der wiederum der Neumarker Kreisteil angehörte. Neumark erhielt eine Vogtei, deren Sitz später nach Brattian verlegt wurde .

Es gelang dem Hochmeister des Ordens, Hermann von Salza (1210–1239), auch Papst Gregor IX. für den Ordensstaat zu gewinnen. Am 3. August 1234, in der Bulle von Rieti, bestimmte er, das Land, das der Deutsche Orden erobern würde, werde in das Eigentum des heiligen Petrus gestellt, übertrug es aber dem Deutschen Orden zur unabhängigen Herrschaft.

Christian missionierte und agierte unabhängig vom Orden – wahrscheinlich von Löbau aus, das ihm, wie bereits geschildert, der Prußen-Herzog Survabuno,   vom Stamm der Sassen, der um 1216 in Löbau eine Burg besaß, übereignet hatte, das umliegende Sassenland und das Kulmerland. 1233 ließ er in Löbau eine Holzkirche erbauen.  

Der Orden eroberte das Land entlang der Weichsel und Nogat, baute Burgen und Städte: Marienwerder 1233, Elbing 1237 und erst 1274 die Marienburg .

Die Eroberungen und Christianisierungen verliefen auch in den folgenden Jahren nicht ohne Rückschläge. Beim ersten großen Prußenaufstand (1242-1249) wurde der Orden besiegt und fast aus dem ganzen Prußenland vertrieben. Er konnte nur wenige Burgen halten. Löbau wurde zerstört, die Ordensburg Rehden erobert. Erst mit großer militärischer Hilfe aus den Deutschen Landen, unterstützt durch Päpstliche Kreuzzugsaufrufe, konnte der Orden das Land wiedergewinnen.

Beendet wurden die Kämpfe durch das Zustandekommen des Friedensvertrags von Christburg, 1249, an dem u.a. auch der in Löbau residierende Bischof Heidenreich mitwirkte. In ihm wurden den Prußen alle persönlichen Freiheiten und die Erhaltung ihres Eigentums zugesichert. Das galt aber nur für die zum Christentum Bekehrten, und unter folgenden Bedingungen:

1.       Wer die christliche Taufe ablehnt, wird von seinem Eigentum verjagt.

2.       Wer die alten Feste noch feiert, oder Heidenpriester versteckt, wird mit dem Tode bestraft.

3.       Feuerbestattungen hoch zu Ross sind untersagt.

4.       Den alten Bräuchen, u.a. dem Frauenkauf, der Vielweiberei und der Leichenverbrennung, sollte abgeschworen werden.

5.       Verlangt werden: Regelmäßiger Kirchenbesuch, Heiligung der christlichen Feiertage, Teilnahme an der Beichte, pünktliche Ablieferung des Zehnten.

6.       Beschleunigt sollen Kirchen gebaut werden: in Pomesanien 13, Warmien 6, Natangen 3.

11 Jahre hielt der Vertrag – viele Male vom Orden gebrochen. Dann überzogen die Prußen von 1260-1283 in zwei großen Aufständen das Land. 1263 wurde Löbau wieder zustört – der Orden erlitt eine gewaltige Niederlage: der Hochmeister Heinrich von Rechenberg   und 40 seiner Ritter fielen.

Sieger war der Prußenfürst (Herzog der Natanger) Erkus Mants ( Heinrich Monte) mit seinen Mannen, ausgebildet vom Orden in Magdeburg. Er war      sogar vom Hohenstaufer Manfred, dem Sohn Kaiser Friedrichs II. zum Ritter geschlagen worden.

Dusburg, Chronist des Deutschen Ordens,   berichtet, dass an der Spitze weitere junge Prußen standen, die die Ritter auf deutschen Schulen ausgebildet hatten und die sich in der Kampfführung des Ordens bestens auskannten. Es waren Auctuno aus Pogesanien, Synko aus Pomesanien, Glappo aus Warmien, Dyvane Clekine "der Bär" aus Barten, und Ri chard Glande aus dem Samland.

Denkmal von Erkus Mants ( Heinrich Monte) in Memel ( Klaipėda  

 

  In einer Kreuzzugspredigt Papst Urbans IV. heißt es: „Nicht ohne Tränen haben wir gehört, wie für des Glaubens Sache, die bisher in jenen Landen unter so unendlichen Mühen und Bedrängnissen gefördert wurde, jüngst fast 1000 Ordensbrüder durch die grausame Hand der Ungläubigen erschlagen worden sind.“

Erst 1283, nach 50 Jahren, hatte der Orden Preußen ganz unter seiner Kontrolle.

Christian übergab 1230 seinen gesamten Territorialbesitz im Kulmerland und in Löbau dem Orden. Ob freiwillig oder gezwungen, ist nicht bekannt. 1231 wurde er vom Deutschen Orden und vom Papst zum Bischof der Diözese Kulm bestimmt, übte aber wahrscheinlich das Amt nicht aus, weil er sich als Bischof ganz Preußens sah, wollte deshalb lieber seine Missionstätigkeit fortsetzen und zog ins Samland. Dabei wurde er 1233 von den Prußen gefangen genommen und kam erst 1238 wieder frei. Der Orden rührte zu seiner Befreiung keinen Finger. Christian war ihm im Wege. Er, Christian, wollte die beabsichtigte Machtaufteilung nicht anerkennen, wähnte sich übervorteilt. Als er der Weisung Papst Gregor IX. (1227-1241), sich für eins der vier vorgesehenen Bistümer zu entscheiden, nicht nachkam, fiel er sogar beim apostolischen Stuhl in Ungnade. Voller Zorn, ausgebootet zu sein, verließ Christian das Ordensgebiet. 1245 starb er in Marburg/L   oder im Kloster Sulejów in Polen.

Auf Vorschlag des Päpstlichen Legaten, Wilhelm von Modena , wurde vom Orden eine Aufteilung Preußens in 4 Diözesen vorgenommen: Kulm (Löbau-Kulmsee), Pomesanien ( Riesenburg - Marienwerder), Ermland (Heilsberg - Frauenburg) und Samland (Fischhausen – Quednau -Königsberg). 1243 wurden drei weitere Bistümer eingerichtet. Jeder Bischof erhielt jeweils ein Drittel des Bistumssprengels als Eigenland, von dem er seinerseits ein Drittel an das Domkapitel abzugeben hatte.

Tiedemann Giese, vor dem Bischofsamt von   Hans Schenck, ca. um 1525–1530 gemalt

 

Im Bistum Kulm wurde Nachfolger von Christian Bischof Heidenreich ( 1245–1263), ein Dominikaner. In Löbau haben bis 1781 insgesamt 49 Bischöfe regiert.

Von 1538 bis1549 war der Danziger Tiedemann Bartholomäus Giese Bischof   von Kulm, befreundet mit Nicolaus Kopernikus , der Löbau besucht hat und mit dem Bau einer Wasserleitung in Verbindung gebracht wird.

  Der Bischofssitz wurde nach Kulmsee und 1824 nach Pelplin verlegt. Dorthin ist auch die Löbauer Bibel mitgenommen worden, die einzige Gutenbergbibel in Polen. 1992 hat der polnische Papst Johannes Paul II. die Diözese Kulm in Diözese Pelplin umbenannt, d.h. die Diözese Kulm ist in der Diözese Pelplin aufgegangen.

 Unser Heimatkreis Neumark war sehr mit der Diözese Kulm verbunden. Der östliche Teil des Kreises, Löbau mit Umland, war im Besitz des Kulmer Bischofs, Kauernik, mit kleinerem Umland, im Besitz des Domkapitels, das in Kulmsee, wo auch die Domkirche (erbaut 1241) stand,   residierte.

Die abgebildete Karte zeigt die Aufteilung unseres Kreisgebietes zur Zeit der 200-jährigen Zugehörigkeit zum Ordensstaat.

Das Ende der Ordensherrschaft in Westpreußen läutete 1410 die Schlacht bei Tannenberg (Grunwald) ein, in der das polnisch-litauische Heer den Orden besiegte und Hochmeister Ulrich von Jungingen, neben fast allen Ordensgebietern und vielen Ordensrittern, den Tod fand. Es gingen viele Ordensburgen verloren.

Die Marienburg – der Ordenssitz – konnte vom Komtur von Schwetz, dem späteren Hochmeister, Heinrich von Plauen , verteidigt und gehalten werden. Der Ordensstaat blieb so erhalten. Im 1. Thorner   Frieden musste nur das kleine Gebiet Dobrin an Polen abgetreten werden. Aber die hohen Kontributionen, auch für die Auslösung von Gefangenen, schwächten den Orden sehr, er geriet in finanzielle Nöte und sah sich gezwungen,   eine Sondersteuer einzuführen, den sogenannten Schoss. Das wiederum bedingte eine bisher unüblich hohe Steuerbelastung der Preußischen Städte und Stände . Es entwickelte sich Misswirtschaft, Armut war angesagt. Dem Orden blies der Wind ins Gesicht, er bekam von anderer Seite Ärger.  

 

Löbau im Mittelalter, von rechts: Johanneskirche(Kloster), Bischofs-Schloss, Sankt Anna, Rathaus, Speicher

 

In über 200 Jahren waren starke Städte mit selbstbewussten Bürgern und einer eigenen preußischen Adelsschicht entstanden, die der Politik, der Herrschaft des Ordens allein, nicht mehr folgen wollten. Sie gründeten 1440 in Marienwerder den „Bund vor Gewalt“ -   später „Preußischer Bund“ genannt. 53 Adlige und 19 Städte, darunter Danzig , Elbing und Thorn , vereinigten sich gegen die Willkür des Deutschen Ordens , um „getreulich einander beizustehen, ... die Gewalt und das Unrecht, das ihnen in früheren Zeiten geschehen, abzu werfen .“   Zu den Gründungmitgliedern gehörten Löbau, Neumark, Rheden und Strasburg.

Der Preußische Bund war bescheiden, er forderte nur ein Mitspracherecht bei der Regierung des Ordensstaates. Nach 14 Jahren hin- und hergehenden Verhandlungen lehnte Hochmeister Ludwig von Erlichshausen (1450–1467) das Begehren ab. Daraufhin kündigte der Preußische Bund – nach 14 Jahren! -   dem Hochmeister als Schutzherrn den Gehorsam auf, erklärte am 4. Februar 1454 dem Orden den Krieg und unterstellte sich mit Hans von Baysen als Anführer, in einem Bündnis, am 6. März 1454, Kasimir IV., dem König von Polen als Schutzherrn. Vorausgehende Versuche, den Dänischen König oder den Kurfürsten von Brandenburg als Schutzherren und Verbündeten zu gewinnen, waren gescheitert.

Hans von Baysen, geboren etwa 1390 und 1459 in Marienburg gestorben, war ein im Gebiet von Osterode lebender begüterter preußischer Ritter, der vorher dem Orden gedient hatte. Er und, nach seinem Tod, sein Bruder Stibor von Baysen, leiteten den Preußischen Bund im Dreizehnjährigen Krieg (1454–1466) ge gen den Deutschen Orden. Der Krieg wurde mit dem   2.   Thorner Frieden von 1466 beendet.


Wappen von Baysen

Der Teil des Ordenslandes, der sich erfolgreich von der Ordensherrschaft befreit hatte, ging als   Königlich Preußen in die Geschichte ein, der verbliebene Rest, nach Ende des Ordens, als Herzogtum Preußen .

Das Königliche Preußen verstand sich als Ständestaat, unterstellt der polnischen Krone, aber mit weitgehender Selbständigkeit. Die Eigenständigkeit des Königlichen Preußen, gegenüber der Krone Polens, zeigte sich besonders in der Preußischen Staatsbürgerschaft, sowie in der Garantie seiner Sonderrechte, wie etwa: eigener Landtag (Landesrat mit zwei Kammern für Städte und Adel), eigene Landesregierung mit Stibor von Baysen als Gubernator (Gouverneur), von den preußischen Ständen selbsterwählten „Landesfürst“, eigenes Gerichtswesen, eigenes Münzrecht, eigene diplomatische Vertretungen und eigenes Militär der großen Städte. Amtssprache war Deutsch, wurde aber im Laufe der Zeit vom Lateinischen und Polnischen verdrängt.

Neumark, das sich der Reformation angeschlossen hatte, die Thomaskirche wurde eine evangelische, dann wieder katholisch, Prußen und Deutsche weitgehend polonisiert.   Einen erheblichen Anteil hatte daran der Kulmer und spätere Ermländer Bischof Stanislaus Hosius, 1549–1551, Kind des aus Pforzheim in Baden stammenden Ulrich Hosse, der in Krakau als Münzmeister tätig war, und seiner Frau Anna.  

Die Bevölkerungsgeschichte und die Besiedlung unseres Kreises in der Zeit des Königlichen Preußens ist im Heimatbuch aufgezeichnet (Heimatbuch S. 70 ff.).

Bereits 1467 versuchte der König mit einem Erlass „zur Abschaffung des autonomen Amtes des Gubernators“ die Eigenständigkeit des Ständestaates zu beschneiden. Die Stände ignorierten den Erlass, betrachteten Stibor von Baysen weiterhin als Gubernator des Landes. 1472 gab König Kasimir nach und ernannte Baysen zum Gubernator.

Es gab immer wieder Reibereien zwischen König und Königlich-Preußen, große im Zusammenhang mit dem Beschluss des polnischen Reichstags (Sejm) von Lublin 1569, der die Verschmelzung des Königreichs Polen mit dem Großfürstentum Litauen und dem Königlich-Preußen in eine Realunion zur I. Rzeczpospolita (Königlichen Republik) beschloß. Trotzdem behielt das Königliche Preußen weitgehende autonome Sonderrechte. Ein neugewählter König Polens musste vom Preußischen Landtag akzeptiert werden, bevor er von den Preußen anerkannt wurde. Spätere Könige und die Institutionen der Republik versuchten weiter, die Sonderstellung der Lande Preußen einzuschränken, auch kleine, geradezu lächerliche, das Siegelrecht betreffend: Urkunden in deutscher Sprache bekamen letztlich ein preußisches Siegel, in polnisch ein polnisches.

Nicht nur die ständigen Auseinandersetzungen mit dem jeweiligen polnischen König belasteten die Menschen in unserem Kreisgebiet, sie   hatten auch unter den Kriegen zwischen Polen und Schweden, in der Zeit von 1600-1666 zu leiden. Die Stadt Neumark und die Umgebung waren wiederholt von verschiedenen Truppen besetzt. Besonders der Krieg von 1626-1629 ging nicht spurlos vorbei. Die schwedischen Truppen unter Gustav Adolf II. zogen auf dem Marsch nach Warschau durch unser Gebiet und schlugen am 2.Februar 1629, in der Schlacht bei Gorzno (Görzberg bei Strasburg), das polnische Heer. Danzig, das sich nach langem Zögern zum Kriegseintritt auf Seiten Polens entschloss, konnte in der Seeschlacht von Oliva 1627, in der Danziger Bucht, die schwedische Flotte besiegen, blieb frei.

 

Nach der ersten polnischen Teilung, 1772, fiel das Kreisgebiet Neumark an Preußen. Friedrich der Große hatte Westpreußen, Ermland und den Netzedistrikt bei der Teilung zwischen Russland, Österreich und Preußen erhalten. Die Städte Danzig und Thorn fehlten, kamen bei der zweiten Teilung, 1793, hinzu. Unser Kreisgebiet wurde Teil des Großkreises Michelau.

Eine der ersten Amtshandlungen des preußischen Staates: Einführung der Schulpflicht, die bereits seit 1717 in Preußen bestand, befohlen von Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig, bestätigt von Friedrich dem Großen (Friedrich im Jahre 1763 in seinem Generallandschulreglement, das wie folgt u.a. lautet:

  „Zuvörderst wollen Wir, dass alle Unsere Untertanen, es mögen sein Eltern, Vormünder oder Herrschaften, denen die Erziehung der Jugend obliegt, ihre eigenen sowohl als ihrer Pflege anvertrauten Kinder, Knaben oder Mädchen, wo nicht eher, doch höchstens vom fünften Jahre ihres Alters in die Schule schicken, auch damit ordentlich bis ins dreizehnte und vierzehnte Jahr kontinuieren und sie so lange zur Schule halten sollen, bis sie nicht nur das Nötigste vom Christentum gefasst haben und fertig lesen und schreiben, sondern auch von demjenigen Rede und Antwort geben können, was ihnen nach den von Unsern Konsistorien verordneten und approbierten Lehrbüchern beigebracht werden soll“.

Dabei ergab sich, zum ersten Mal   für Preußen, ein Sprachenproblem.  

Botho Spittler , der letzte deutsche Direktor der Neumarker Oberschule,   schreibt dazu in seinem Buch   „Das höhere Schulwesen in der ‚polnischen Ecke’ Westpreußens im Spannungsfeld der Nationalitätenpolitik“ (S. 12/13):

„Im aufgeklärten Absolutismus des Königreichs Preußen gab es kein Verbot der polnischen, keine aufgezwungene Einführung der deutschen Sprache,   keine staatlich geforderte Eindeutschung der Familiennamen. Friedrich II. sah bei seinem Retablissement   Westpreußens neben   der merkantilistischen Verbesserung der Wirtschaft und der Einführung der Zivilisationserrungenschaften der Aufklärung in der Förderung des Schulwesens als der allgemeinen Menschenbildung die dritte Säule seines Programms zur Erziehung der neuen Untertanen zu nützlichen Mitgliedern des Staates. Die Schulen wurden dabei nicht zu Stätten zielbewusster Eindeutschung aufgebaut.“

„Daß König Friedrich II. nicht rigoros die deutsche Sprache als Unterrichtssprache einzuführen gedachte, sondern sich sehr um polnische Unterrichtskräfte bemühte, geht nicht nur aus den Listen über neu anzulegende Schulen hervor, sondern auch aus der Kabinetts-Ordre vom 4. Dezember 1774,   als der   des Königs Willensäußerung auf den Immediatbericht   ( unmittelbarer Bericht an den König) des Oberpräsidenten von Domhardt, über die Errichtung eines Kadettenhauses für junge polnische Edelleute. In dieser Kabinetts-Ordre betont der König besonders die notwendige Zweisprachigkeit: „Die Informatores in dieser Anstalt müsste deutsche und polnische Sprache verstehen und zur Hälfte evangelisch und zur Hälfte aber katholisch sein. Der König wünscht, dass die Kadetten der am 1. Juni 1776 für den deutschen und kaschubischen Kleinadel und für die polnischen Junckers eröffnete Kulmer Kadettenanstalt ihre polnischen Namen behalten. Wenn sie aber deutsche Namen dabei haben, so soll der deutsche Namen benebst dem polnischen in den Listen eingesetzt werden“.

Schon vorher, 1774, hatte der König die Marienwerdersche   Kammer mit der Aufstellung über die Zahl der benötigten evangelischen und katholischen Lehrer, bzw. in polnischen Sprachgebieten, der des Polnischen und Deutschen mächtigen Lehrer beauftragt.

Nach der Aufstellung in Marienwerder fehlten für 187 Landschulen Lehrer, von denen 46 mit evangelischen, 47 mit katholisch-deutschen und 94 mit katholischen, polnisch und deutsch sprechenden, Lehrern zu besetzen waren. Daß man auch von den Polnischlehrern deutsche Sprachkenntnisse verlangte, lag einfach daran, dass Deutsch Amtssprache in Preußen war.

Die Zugehörigkeit unseres Kreises zu Preußen wurde durch das von Kaiser Napoleon 1807-1850 eingerichtete Herzogtum Warschau unterbrochen. Es entstand ein napoleonischer Satellitenstaat von 104.000 km² Ausdehnung und einer Bevölkerung von 2,6 Millionen Einwohnern. Es musste für den bevorstehenden Krieg mit Russland die größte Armee stellen. Es wurde hemmungslos in die Pflicht genommen. Von 90.000 polnischen Soldaten kehrten nur etwa 30.000 aus Russland zurück.

Das hinderte allerdings den ehemaligen Kriegsminister und Neffen des letzten polnischen Königs, Józef Poniatowski (1763–1813) nicht, seinem Souverän mit der polnischen Armee in der Völkerschlacht bei Leipzig (Oktober 1813) militärisch beizustehen. Sie wurde fast vollständig aufgerieben, geradezu vernichtet, zur Deckung des Rückzuges Napoleons verheizt. Fürst Józef Poniatowski bekam, gleich nach dem ersten „Schlachttag“, von Napoleon den Marschallstab, verbunden mit der französische Staatsbürgerschaft. Auf der Flucht ertrank er in der Weißen Elster.

Der Fürst, den Napoléon für das Herzogtum Warschau eingesetzt hatte, Kurfürst   Friedrich   August III. von Sachsen, von Napoléons Gnaden König von Sachsen, wurde gefangen genommen.

Das Ende Napoleons, der Vorherrschaft Frankreichs,   der Regelungen im Wiener Kongreß, unsere Heimat betreffend – er tanzte nicht nur -   bedingte, dass das Kulmer Land, zu dem der Großkreis Michelau   gehörte, an Preußen zurückfiel, das es, wie bereits erwähnt, seit 1772 im Besitz hatte. Das wiederum bedingte, dass die Stein-Hardenbergschen Reformen,   die – eine Reaktion auf die Niederlage Preußens gegen Napoleon in der Schlacht bei Jena und Auerstedt , um Überleben zu können – als preußische Landreform bereits in Preußen eingeführt worden war, nun auch im Neumarker und Löbauer Gebiet in Angriff genommen wurde. Die wichtigste Regelung: die Leibeigenschaft wurde aufgehoben, aus Untertanen sollten Staatsbürger werden, die in den einzurichtenden Verwaltungen der Provinzen, Kreise und Kommunen mitwirken.

Nachdem nun das Neumarker und Löbauer Gebiet wieder zu Westpreußen gehörte, wurde – wie bereits in ganz Preußen, eine Kreisreform mit Untergliederungen in Städte, Dörfer und Gutsbezirke, in der der Landrat Leiter der Polizeiverwaltung des ganzen Kreises wurde und ihm alle im Kreis tätigen Beamten, Intendanten und Magistrate unterstanden, eingeführt. Da durch die Aufgabenerweiterung der Umfang der bisherigen Kreise für einen Landrat zu groß war, wurde eine Verkleinerung der Kreise beschlossen.   Ein Kreis sollte in der Regel 20 bis 36-Tausend Einwohner haben. Die Entfernung für die Einwohner zur Kreisverwaltung sollte nicht mehr als drei Meilen (21 km) betragen.  

Im Frühjahr 1818 entstand der Kreis Löbau durch Aufteilung des Großkreises Michelau    in die Kreise Löbau und Strasburg.   Der Oberpräsident der Provinz Preußen, Theodor von Schön und der Regierungspräsident des Regierungsbezirks Marienwerder, Theodor von Hippel , waren daran beteiligt.

Die Kreisverwaltung unseres Kreises kam nach Neumark. Den Posten des Landrats – gewählt und eingesetzt – hatte am längsten Hans Friedrich   Otto von Benekendorff und Hindenburg, Herr von Gorzikowo und Kattlau, von 1828 bis 1848,   inne. Er war der Onkel des späteren Reichspräsidenten Paul von Benekendorff und Hindenburg.

  Aufbruchstimmung kam auf. Es wurde viel gebaut – besonders Straßen, Eisenbahnlinien. Die erste Bahnstrecke – 1872 – war die von Goßlershausen (Jablonowo) nach Osterode (Ostroda), über Lippinken (Lipinki), Ostrowitt, Bischofswerder und Jamielnik. 1876/77 folgte die Linie von Deutsch Eylau – Weißenburg (Samplau) – Seinskau (Zajonczkowo) - Mantau (Montowo) - Rübenau (Rybno) – Soldau, nach Mlawa. Dann,   1884, kam die Zweigbahn von Seinskau nach Löbau hinzu. 1902 wurde die Strecke Deutsch-Eylau – Radem (Radomno) – Brattian – Neumark – Kauernik -– Strasburg eröffnet. Zuletzt wurde die Zweigbahn von Seinskau nach Neumark gebaut. Wenn man von Löbau nach Neumark fahren wollte, musste man in Seinskau umsteigen.

Es liegt auf der Hand: in dieser Zeit hat es einen großen ökonomischen Aufschwung gegeben. Das fing schon bei der Landwirtschaft an: Die Produkte konnten leichter und schneller von A nach B transportiert werden, z.B. auch nach Berlin etc. Die Einwohnerzahl stieg, in unserem Kreis, innerhalb von ca. 90 Jahren (1819-1919), um das Dreifache, von 19.300 auf 59.000. Eines, allerdings, beeinträchtigte die positive Stimmung: Eine „Errungenschaft“ der französischen Revolution, die Geburt des Nationalismus, erreichte Preußen – (verstärkt durch die Gründung des Deutschen Reiches 1870/71, des ersten deutschen Nationalstaates).   Etwas,   was – wie geschildert – unter dem Soldatenkönig, aber auch seinem Sohn, dem alten Fritz, undenkbar war, wurde ventiliert: die polnische Sprache sollte in Westpreußen in den Schulen nicht zugelassen werden. Natürlich – zur selben Zeit wuchs auch das Nationalbewusstsein der polnischen Bevölkerung.  

 

Der Ausgang des 1. Weltkriegs veränderte die Situation auch in unserem Landkreis rapide. Das Friedensdiktat von Versailles verlangte die Zerstückelung   Westpreußens.  

Der Kreis Neumark gehörte zu dem größeren Teil Westpreußens, der ohne Volksabstimmung an Polen fiel. Dies verstieß zwar gegen das groß proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker, aber die Siegermächte des 1. Weltkriegs, die eine Schwächung Deutschlands betrieben, befürchteten zu Recht, dass, wie in den anderen Kreisen, auch dieser Teil der Bevölkerung Westpreußens für Deutschland gestimmt hätte. Im nordöstlichen Westpreußen, mit den Kreisen Rosenberg, Stuhm, Marienburg, Stadt- und Kreis Elbing, stimmten   1920   92% für Deutschland, in Masuren sogar 98%.  

Nach der Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrages verließen viele Deutsche, aus Furcht vor einer mit der Abtretung verbundenen Rechtsunsicherheit unseren Heimatkreis. wegen der mit der Abtretung an Polen befürchteten Rechtsunsicherheit in unserem Heimatkreis. Sie glaubten nicht an die von Polen gemachten Versprechungen, die Minderheitenrechte betreffend. Zumal durch Versailles   plötzlich über 30% Nichtpolen     insbesondere   Ukrainer, Weißrussen,   Litauer,   Juden und Deutsche – im neuen polnischen Staatsgebiet lebten.  

Wie Recht die Zweifler hatten, erlebten die, die geblieben waren. Deutsche Beamte wurden entlassen, sobald sich ein, wenn auch nur weniger qualifizierter, Ersatz fand. Den deutschen Domänenpächtern wurden, entgegen den Zusicherungen, die Pachtverträge kurzfristig gekündigt. Die Zahlung einer Entschädigung für das den Pächtern gehörende lebende und tote Inventar wurde abgelehnt. Viele deutsche Bauern verloren durch Liquidation, Annulation, Ausübung des Wiederkaufsrechts oder Enteignung ihre Höfe und mussten das Land verlassen.

Der neugegründete polnische Staat übernahm seine nationale Schulpolitik. Die deutsche Sprache wurde nach und nach aus den Schulen verdrängt, auch dort, wo viele deutsche Schüler die Schule besuchten. Deutsche Schüler der Progymnasien in Neumark und Löbau wurden von der Schule verwiesen. Der evangelischen Kirche war es verboten, den Kindern im Konfirmandenunterricht   deutsch schreiben beizubringen.

1925 wurden viele, die die deutsche Staatsbürgerschaft behalten wollten, ausgewiesen. Darunter die evangelischen Pfarrer Lechner aus Neumark und Wolter aus   Löbau.

Alles das führte dazu, dass von 20% Deutschen im Kreis, vor 1920, nur noch 3% 1939 in unserer Heimat geblieben waren.

Die Entwicklung im Kreis stagnierte. Der neue polnische Staat verbrauchte das Geld vorwiegend für die Rüstung und für militärische Überfälle auf die Sowjetunion und Litauen. Viel Geld floß nach Gdingen – dort wurde   in kurzer Zeit ein Überseehafen gebaut, und in den ehemaligen russischen Teil, der in seiner Entwicklung sehr viel weiter zurück war, als die ehemaligen deutschen und österreichischen Gebiete.

 

 

Zu Beginn des 2. Weltkrieg s, in der Zeit vom 1. bis 3. September 1939,   wurde das Kreisgebiet ohne größere Kampfhandlungen von deutschen Truppen besetzt. zwei deutsche Soldaten fielen am 1. Tag. Die Polen stellten ihre nackten Leichen auf dem Marktplatz in Neumark zur Schau.

Bei ihrem Rückzug sprengten sie die Drewenzbrücken und zerstörten Bahngleise und Eisenbahnbrücken.

Ebenfalls am   1. September begann der von Polen initiierte   Marsch verhafteter   deutscher Männer und Jugendlicher – auch Frauen - von Neumark und Umkreis nach   Lowitsch (Lowicz) - 80 km südwestlich von Warschau. Die Zahl wuchs auf dem Weg   auf 6.000 Personen an. Es   gab auf der Strecke Misshandlungen, etliche von ihnen wurden erschossen oder erschlagen. Ihr Martyrium   endete am 9. September, sie wurden von deutschen Truppen befreit. (Heimatbuch S.143ff)

Die deutsche Administration stellte einen erheblichen Rückstand der Städte und Gemeinden fest. Außer in den Städten Löbau und Neumark gab es keine Elektrizität – und der Strom in beiden Städten wurde von den Gleichstromelektrizitätswerken erzeugt, die vor 1920 erbaut worden waren. Eine Wasserleitung gab es nur in Löbau.. Um   - ganz besonders - die jährlichen Typhuserkrankungen einzudämmen, natürlich überhaupt zur Förderung   der Gesundheit der Bevölkerung, wurden bis 1943   42 Schul- und Gemeindebrunnen angelegt   (s. Heimatbuch S.146ff).   Schulen, Krankenhäuser und andere öffentliche Gebäude, die alle noch aus der Zeit vor 1920 stammten, wurden renoviert. Die Eisenbahnlinien im Kreis wurden instandgesetzt und verbessert. D.h. unser Kreis hatte einen ungeheuren Nachholbedarf, dem abgeholfen wurde.

Verheerend wirkte sich allerdings die Naziideologie aus. Deutsche wie polnische Bürger hatten erwartet, es würden Zeiten anbrechen wie vor 1920.en Hatten die meisten doch erwartet, dass die Rechte der Bevölkerung   so wieder werden würden, wie zur letzten deutschen Zeit vor 1920.

Die ersten, die an Leib und Leben verfolgt wurden, waren jüdische Mitbürger. Verfolgt wurde auch die polnische Intelligenz. Das ging soweit, dass selbst der polnische Direktor der Oberschule Neumark, der im 1. Weltkrieg Offizier in der deutschen Armee war, nicht nur aus dem Dienst entlassen, sondern im KZ umgebracht wurde.

Terror wurde auch durch Geiselerschießungen in vielen westpreußischen Städten geübt, wie in Löbau und Neumark. Mancher polnische Bauer wurde von seinem Hof vertrieben. Die Höfe wurden an deutsche Bauern vergeben, die, nach einer Vereinbarung zwischen Hitler und Stalin, aus Bessarabien „Heim ins Reich“ kamen. Ihnen hatte man gesagt, es gäbe in Deutschland freies Land. Manch einer von ihnen fühlte sich betrogen, er wollte niemanden von seinem Hof vertreiben.

Während der Hitlerzeit, also von 1939 bis 1945, durfte in Westpreußen nur deutsch gesprochen werden, d.h. nicht nur in der Schule, auch in der Öffentlichkeit.

Als 1945 die Rote Armee   immer näher rückte, hatte die deutsche Verwaltung zwar Pläne zur Evakuierung der deutschen Bevölkerung vorbereitet, die Erlaubnis zur Flucht leider vielen zu spät erteilt. Am 18. Januar 1945 wurde die Räumungsstufe I ausgegeben, d.h. die deutsche Bevölkerung durfte, sollte die Heimat verlassen, bis auf die, die zur Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Einrichtungen bei Behörden, Post und Bahn erforderlich waren. Die Abfahrt der Trecks, der Fuhrwerke der Bauern, war auf den Morgen des   19.Januar 45 festgesetzt. Es gab Schwierigkeiten. Viele Männer, soweit sowieso nicht schon beim Militär, waren   zum Volkssturm einberufen, so dass sich Frauen und Kinder allein mit ihren Fuhrwerken auf den Weg machen mussten.

  Der fahrplanmäßige Zugverkehr ging bis zum Abend des 20. Januar 45. Es herrschte ein schneidender Wind mit Schneetreiben und Glatteis.

Am 19. Januar 45, nachmittags, wurde Räumungsstufe II ausgelöst. Es blieben nur noch Landrat, Kreisleiter, Bürgermeister und Amtskommissare, Polizei und Gendarmerie mit den nächsten Mitarbeitern. Am 20. Januar verließen die Militärstäbe und die Militärpolizei das Kreisgebiet.

Am 20. Januar, gegen 16°° Uhr, kam die Nachricht, in Schweinichen (Swiniarz) sei der Volkssturm Löbau von russischen Panzern überrascht und mit schweren Verlusten zersprengt worden. Die Panzergräben, die Monate vorher angelegt worden waren, waren kein Hindernis, vor allem nicht, weil man die Brücken nicht gesprengt hatte.

Die ersten Granaten fielen in Neumark und Löbau nachts, zum 21. Januar. Am Vormittag des 21. Januar, gegen 9°° Uhr, wurde Neumark kampflos von russischen Panzern besetzt. Der Kampf um Löbau begann am 21. Januar 8°° Uhr. Die Garnison, kein gleichwertiger Gegner, (Rekruten), leistete Widerstand. 52 deutsche Soldaten fielen. Gegen 12,30 Uhr rückten die Russen in Löbau ein. Es wurde sofort gemordet, geplündert, geschändet und zerstört. Zwischen Deutschen und Polen wurde kein Unterschied gemacht. Im Krankenhaus wurden die polnischen Schwestern vom Vinzentiner-Orden vergewaltigt, die verwundeten deutschen Soldaten und die Ärzte erschossen. Am Abend wurde Löbau in Brand gesteckt. 60% der Gebäude wurden zerstört, in Neumark 20 %. (Heimatbuch S.149 ff).

Den, hoffentlich, Schlusspunkt dieser unseligen Entwicklung unseres Kreises setzte der nationalistisch-kommunistische polnische Staat nach 1945. Die meisten Deutschen wurden vertrieben oder, da viele vor der Roten Armee geflüchtet waren, an einer Rückkehr gehindert. Ermordet wurden viele nicht nur von den Russen, auch von den Polen. Diejenigen die, zumindest zeitweise, in der Heimat geblieben waren, durften kein Deutsch mehr sprechen, und zwar nicht nur in Schule und Öffentlichkeit, sondern auch nicht zu Hause, in der Familie. In deutschen Museen wurden die deutschen Bezeichnungen übermalt oder zugenagelt.

Auch für viele Polen war die sogenannte „Befreiung“ nicht leicht zu ertragen. Das ihnen aufoktroyierte stalinistische System führte zu Widerstand: z.B. der Arbeiter in Danzig, der Bauern, indem sie sich mit Erfolg der Kollektivierung widersetzten und nicht zu vergessen – der katholischen Kirche.

Nun, die meisten aus unserem Heimatkreis haben in Mittel- und Westdeutschland Zuflucht gefunden.

Es hat 4 Jahre gedauert, bis sich die Vertriebenen zusammenschlossen,   um Freundschaften und Bekanntschaften aus der alten Heimat weiter zu pflegen und ihr,   der Heimat, die Treue zu bewahren. Der Heimatkreis Neumark entstand. Vorausgegangen war die Gründung von Vertriebenenorganisationen, u.a., am 6. April 1949, der Landsmannschaft Westpreußen.  

Der erste Vorsitzende (Heimatkreisvertreter) des Heimatkreises Neumark (von 1949 bis 1951) war Erich Zegnotat (1892- 1962, verunglückt durch Autounfall ) aus Neumark.

Ihm folgte (von 1951 bis 1983) Rudolf Steege sen. aus Petzelsdorf (1906-1988), der letzte deutsche Bürger­meister von Löbau   (von 1940 bis 1945). 

Der erste Drewenzbote    mit    Heimatkreisvertreter   Rudolf Steege sen.

 

 In seiner Amtszeit entstand der Drewenzbote. Bis heute in 122 Ausgaben erschienen. Er war es auch, der 1973 – also 28 Jahre nach unserer Vertreibung und 24 Jahre nach Gründung des Heimatkreises, -    von Landrat Klusmann und Oberkreisdirektor Dr. Hofmeister   - laut Beschluß des Oldenburger Kreistags von 1972 – eine Urkunde des Landkreises über eine Patenschaft, den Heimatkreis betreffend, entgegennahm. Sie war verbunden mit einer großzügigen finanziellen Unterstützung der Heimatkreisarbeit, die leider in den darauf folgenden Jahren reduziert   und in der Amtszeit von Landrat Eger eingestellt wurde.


Patenschaftsurkunde des Landkreises Oldenburg   und Rudolf Steege sen.

 

Viel Arbeit hat Rudolf Steege sen . in das Heimatbuch über den Kreis Neumark gesteckt,   das 1979 herauskam.


 

 

 

1983, nach 32 Jahren, übergab Rudolf Steege sen ., zum Ehrenvorsitzenden gewählt, den Vorsitz an Rudolf Orlovius aus Groß Lobenstein (1922-2009) .

 

Rudolf Orlovius erklärt uns 2004 vor den Resten der Stallungen seines Elterlichen Gutes, 

in Groß Lobenstein, die damalige Arbeitsweise auf dem Gut.


Orlovius   versuchte in seiner Amtszeit, neben der eingespielten Fortsetzung der Heimatkreisarbeit, Heimatkreistreffen und Erstellen des Drewenzboten -   Kontakte in die alte Heimat zu knüpfen. Das gelang ihm u.a. zu   Bernhard Standara , dem Bruder des vorletzten Bürgermeisters von Löbau.

Seit 1994 warb er für die Renovierung der ehemaligen Evangelischen Kirche in Löbau, der Johanniskirche, Spenden ein und konnte auch die „Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit“ zu einem Zuschuss   für die Renovierungsarbeiten bewegen. Eine Tafel an der Johanniskirche weist die Stiftung aus, unterschlägt den Heimatkreis als Geldgeber.

Orlovius war, mit einer kurzen Unterbrechung 1995, als er sich von Harry Weinreich aus Fiewo vertreten ließ,   bis 1997   Vorsitzender. Seitdem war er – bis zu seinem plötzlichen Tod 2009 - unser Ehrenvorsitzender.

 

 

 

Markt in Neumark vor 1920

Neumark mit ehemaliger Evangelischer Kirche,   Kauerniker Tor   und Thomaskirche

 

 

1997 nahm ich – Stephan Freiger - die Wahl zum Vorsitzenden   (Heimatkreisvertreter) an. 1997 ist auch das Jahr, in dem Polen eine neue Verfassung bekam. Mit ihr wurden die, bereits 1989 erkämpften, demokratischen Rechte – wie Reisefreiheit - manifestiert.

Das eröffnete neue Möglichkeiten, ich begann sofort die Versöhnungspolitik meines Vorgängers Orlovius verstärkt fortzusetzen.

 

Pastor Helmut Steege und   Prof. Stephan Freiger    

auf   dem Heimatkreistreffen 1999 in Hude  

Eine Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen - und die Schaffung von Vertrauen beider Völker in einem vereinten Europa - schien mir am ehesten zu gelingen, wenn man die Jugend beider Völker zusammenbringt.   Also plante ich für 1999 ein Jugendtreffen polnischer und deutscher Jugendlicher in Hude. Aus Neumark kamen positive Signale. Dem Deutsch-Polnischen Jugendzeltlager in Hude stand nichts mehr im Wege.

Drei Lehrerinnen aus Neumark und Löbau begleiteten Schüler der Oberschulen,   der Mittelschule und der Berufsschule - Joanna Kardela war eine von ihnen, sie war die Organisatorin in Polen. Finanzielle Mittel für das Unternehmen bekam ich vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk und vom Landkreis Oldenburg . Die Gemeinde Hude stellte das Schwimmbad-Gelände zur Verfügung und unterstützte uns personell.

Der Heimatkreis hatte Gelder bereitgestellt, falls die eingeworbenen Zuschüsse nicht ausreichen würden (sie reichten aus). Das fand nicht bei allen Mitgliedern Zustimmung. Nicht nur das Deutsch-Polnische Jugendtreffen wurde von manchen abgelehnt, auch meine danach folgenden Bemühungen um eine Versöhnung mit Polen. Man ließ es mich spüren. Manch ein bitterböser Brief flatterte ins Haus. Tenor:   Ich sei zu polenfreundlich, schließlich hätten die Polen uns doch aus der Heimat vertrieben und uns unseres   Eigentums beraubt.   

Und so war es auch nicht verwunderlich, dass meine Versuche, Jugendliche aus dem Heimatkreis – Enkel, Urenkel   der Vertriebenen des Kreises Neumark – für das Deutsch-Polnische Jugendzeltlager zu gewinnen, scheiterten.    Keiner war dazu bereit. Nur gut, dass sich drei Jugendliche aus der eigenen Familie und eine Lehrerin aus der Realschule in Hude, mit ihren Schülern, beteiligten.

Deutsch-polnisches Jugendzeltlager in Hude,   1999

Diese Erfahrung hat mich erst recht darin bestärkt, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen. Im Jahr darauf gab es ein Deutsch-Polnisches Jugendtreffen in Neumark   – wieder organisiert von Joanna Kardela ,   unterstützt von der Direktorin der Oberschule, Dr. Alina Kopiczynska , der vorletzten Bürgermeisterin von Neumark.

 

Deutsch-polnischen Jugendtreffen in Neumark,   2000

Parallel zur Arbeit mit den Jugendlichen war es uns 1999 gelungen, zwischen den Administrationen der Kreise Oldenburg und Neumark einen Kontakt herzustellen. Der damalige stellvertretende, heutige Landrat Stanislaw Czajka ,   der zum Heimatkreistreffen geladen war, wurde vom damaligen Kreisdirektor, heutigen Landrat Frank Eger, in Begleitung der Heimatkreisvertreterin Hannelore Freiger, eines CDU-Kreisverordneten und Joanna Kardela als Dolmetscherin -    im Kreishaus empfangen. Man vereinbarte eine Zusammenarbeit. Im März 2001 reiste eine Delegation des Landkreises Oldenburg, angeführt von Landrat Hermann   Bokelmann   und Oberkreisdirektor Wolfgang Haubold , nach Neumark.

Partnerschaftsbesuche -   März 2001, links: Oldenburger Gruppe vor dem Olivaer Dom – 

rechts: August 2001 in Neumark: Landrat Bokelmann, Landkreis Oldenburg, Starost Derlicki, Kreis Neumark, Oberkreisdirektor Haubold, Landkreis Oldenburg

 

Bereits im August 2001   erfolgte der Gegenbesuch einer Delegation aus Neumark, unter der Leitung des Landrats   Waclaw Derlicki . In Wildeshausen wurde schriftlich eine Partnerschaft avisiert. Wie schwierig sich die Verhandlungen über dieses Moratorium gestalteten, davon können die Beteiligten ein Lied singen. Zum Beispiel durfte auf Verlangen der polnischen Seite der Heimatkreis in dem Papier nicht erwähnt werden, obwohl ja die Aktivitäten des Heimatkreises zu diesem Treffen geführt hatten. Es wurde so ziemlich um jedes Wort gefeilscht. Wenn die Oldenburger Seite – ganz besonders Herr Haubold - nicht so langmütig gewesen wäre, hätte es keine Partnerschaft gegeben. Das, was die Oldenburger da im Kleinen erfahren haben, konnten die Europäer - bei den Anfangstreffen der EU - im Großen erleben.

Unterzeichnung der Partnerschaftsabsicht. Gruppenbild der Delegationen aus   dem Kreis Neumark, dem Landkreis Oldenburg und dem Heimatkreis Neumark   in Wildeshausen/ Landkreis Oldenburg

 

 

Man blieb am Ball. Am 27. Mai 2002 wurde in der Aula der Oberschule in Neumark eine Kooperationsver­einbarung der Wirtschafts­förderungsgesellschaft des Landkreises Oldenburg (WLO) und der Wirtschaftskammer des Kreises Neumark, mit Sitz in Bischofswerder,   unterzeichnet.

Im Mai 2004 wurde die Partnerschaft besiegelt. Eine Tafel am Neumarker Landratsamt kündet davon. Sie wurde uns bei einem Besuch 2006 stolz von Landrat Chajka gezeigt. Inzwischen gibt es Partnerschaften zwischen der Stadt Neumark und Hude und zwischen Schulen und Vereinen der beiden Kreise.

Für einige von uns war es eine große Befriedigung, die von Orlovius angestrebte Beziehung zum Löbauer Teil des alten Kreises Neumark – er gehört nicht mehr zum polnischen Kreis Neumark – zu vertiefen. Der Heimatkreis stattete im Juni 2004 Löbau, vertreten durch und eingeladen von ihrem Bürgermeister Edmund Standara, wie schon erwähnt, Bruder von Edmund Standara , einen offiziellen Besuch ab.

 

Rede vor dem Mahnmal der erschossenen 10 polnischen Geiseln in Löbau, übersetzt von Lucyna Pelka, 2004


Ökumenischer Gottesdienst in der Johanneskirche in Löbau,   2004,   mit Superintendent Rudolf Steege   

und Pfarrer (Ksiadz Proboszcz ) Tadeusz Breza

 

  Nach einer Kranzniederlegung am Ehrenmal für die erschossenen polnischen Geiseln und einem ökumenischen Gottesdienst in der Johanneskirche, wurde auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof in Löbau ein Gedenkstein eingeweiht (Drewenzbote Nr. 104, Juli 2004).

 

Einweihung des Gedenksteins auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof in Löbau

 

Um die Landwirtschaft im Kreis Neumark bei der Eingliederung in die EU   zu unterstützen,   habe ich einen Kontakt der Neumarker Agrarier zum Fachbereich meiner Universität Kassel, „Landwirtschaft, internationale Agrarentwicklung und Ökologische Umweltsicherung“ in Witzenhausen,   hergestellt. Im Oktober 2003 besuchte eine Delegation aus Neumark den Fachbereich   in Witzenhausen   und wurde durch meinen Kollegen Professor Poppinga   in die an der Universität gelehrte ökologische Landwirtschaft eingeführt, die Besichtigung entsprechender Landwirtschaftsbetriebe und einer Metzgerei, eingeschlossen.

Auf Einladung der polnischen Agrarier machte sich   2004 eine Forschungsgruppe meines Kollegen Prof. Poppinga mit der polnischen Landwirtschaft vertraut. Eines der Ergebnisse dieses Aufenthaltes ist eine Diplomarbeit mit dem

Thema: „Verhaltensstrategien landwirtschaftlicher Betriebe in Polen aufgrund veränderter Rahmenbedingungen im Zuge der Integration in die gemeinsame Agrarpolitik“ . Der Kontakt ist wohl abgebrochen, für ökologische Landwirtschaft konnten sich die polnischen Landwirte damals offenbar noch nicht erwärmen.

Anlässlich einer Rundreise in der alten Heimat – 2011 – gelang es uns, auch auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof in Eichwalde ( Dębień ) einen Gedenkstein einzuweihen, den wir vorher mit Edmund Tessmers aktiven Unterstützung haben aufstellen lassen.   (Drewenzbote 119, Dez. 2011)

 

Einweihung des Gedenksteins auf dem Friedhof   in   Eichwalde, 2011 Klarinettist Oliver Maria Uszynski, 

mgr. Joanna Kardela, Prof. Stephan Freiger – Pastor Waldemar Kurzawa aus Soldau (Dzialdowo) – Teilnehmer

 

Die Gedenksteine auf den Friedhöfen in Löbau und Eichwalde

 

 

   

Für die Bemühungen des Heimatkreises   um die deutsch-polnische Aussöhnung, hat mir der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski 2002 das Ritterkreuz verliehen                      

  von links:   mgr. Joanna Kardela, Dolmetscherin – Prof. Freiger – Starost Derlicki

 

 

Woher kamen die Vertriebenen des Kreises Neumark?

Jahrelang haben wir die Adressen der Vertriebenen aus dem Kreis Neumark gesammelt, um den Drewenzboten zu verteilen und, soweit mitgeteilt, auch die Geburtstage im Drewenzboten und in der Zeitschrift der Landsmannschaft „Der Westpreusse“   zu veröffentlichen.   Leider haben wir nicht alle ausfindig machen können. Ein Teil der in der alten Bundesrepublik lebenden Landsleute hat sich nicht gemeldet und in der DDR war es nicht erlaubt, einem Vertriebenenverband anzugehören. In der DDR gab es keine Vertriebenen, sondern nur   “Umgesiedelte“. Die gern gemachte Unterscheidung zwischen Vertriebenen und Flüchtlingen hat dazu geführt, dass man glaubte behaupten zu können, Flüchtlinge seien keine Vertriebenen, sie haben ihre Heimat freiwillig verlassen, so, wie jemand, der heute von Hamburg nach München zieht, oder umgekehrt. Das hört man auch von manchem Polen. Doch dem ist nicht so: Geflüchtet ist man vor der anrückenden Roten Armee und den Gefahren während der möglichen Kampfhandlungen und vor den Ausschreitungen der Soldateska. Die Vielen der Zurückgebliebenen, die getötet oder malträtiert wurden, die Vergewaltigungen   der meisten Frauen, gaben den Geflüchteten recht. Natürlich wollten sie wieder zurück. Keiner verlässt Haus und Hof ohne Grund auf Dauer. Eine Rückkehr wurde ihnen jedoch verwehrt. Aus Geflüchteten wurden Vertriebene.

Bevor wir der Frage nachgehen, aus welchen Orten die Vertriebenen des Kreises kommen, sollten wir wissen, um wie viele Menschen es sich handelt. Vor 1920   betrug der Anteil der Deutschen über 20 %. Also bei einer Gesamtbevölkerung des Kreises von ca. 60-Tausend waren es 12-Tausend. Als der Kreis Neumark an das neuentstandene Polen fiel, verringerte sich der Anteil der Deutschen bis zum 1. September 1939 – Kriegsausbruch – auf ca. 3%, bei einer Einwohnerzahl von ca. 62-Tausend, auf   ungefähr 1860.   Also haben zwischen 1920 und 1939 über 10-Tausend den Kreis verlassen. Dabei handelt es sich um die deutschen Beamten aus Verwaltung, Justiz und Schulen, dann um die, die nicht in Polen leben wollten, aber auch um die, die nicht freiwillig gingen, denen z.B. ihre Höfe vom polnischen Staat konfisziert wurden, um sie an Polen zu geben.

In der Adressliste des Heimatkreises sind über 1600 Vertriebene aus dem Kreis Neumark enthalten, also wahrscheinlich doch der größte Teil, auch wenn darin diejenigen mitgezählt sind, die während des Krieges nach Neumark gekommen sind, darunter auch manche Rückkehrer, also die, die 1920 – 1939 die Heimat verlassen hatten. Von den Vertriebenen, die in der DDR gelandet waren und dort geblieben sind, hat nur eine kleine Zahl nach der Wiedervereinigung   den Weg zum Heimatkreis gefunden.

Die ehemaligen Geburts- und Wohnorte liegen mir von 1360 Vertriebenen vor.

In der nachfolgenden Liste sind die Zahlen (Spalte 2) der uns bekannt gewordenen Vertriebenen nach ihren Ursprungsorten aufgeführt. Um es übersichtlich zu machen, werden sie nach den beiden Städten und den Amtsbezirken (Spalte 1) aufgeführt. Die Liste ist der Größe nach (Spalte 2) geordnet. In Spalte 3 sind alle Orte eines Amtsbezirks aufgeführt, in denen Deutsche gewohnt haben (soweit uns bekannt). Auch hier sind die Orte der Größe nach (Anzahl der Deutsche) geordnet.


Stadt oder Amtsbezirk

Anzahl der

Deutschen

Orte mit   den ehemals jeweils

meisten Deutschen

Nach Größe der Anzahl geordnet

Stadt LÖBAU

308

Stadt Löbau   -   Körberhof

Stadt NEUMARK

202

  Stadt Neumark

NEUHOF

136

Escherlin (Grischlin) – Neuhof – Krossel (Chrosle) – Radem (Radomno) – Mispelwald (Jamielnik) – Scharlen (Skarlin) –Erhardsdorf (Lekarth) - Ludwigslust

LÖBAU Land

134

Tinnwalde – Fienau (Fiewo) – Samplau – Tergewisch – Bischwalde – Mortung - Lossen

GRODDEN

113

Kulingen – Jung-Moschen - Moschen (Mroczno)– Grodden (Grodziczno) - Neugrodden – Seinskau - Lorken

NEUMARK Land

93

Brattian – Tillitz – Quesendorf (Gwisdzin) – Petzelsdorf (Groß Pacoltowo) – Neberhof (Prangowisno)

GROßLINKER

78

Groß-u.Klein Linker (Lonkorsz) - Kl.Rehwalde – Schildern (Ostrowitt) – Petersdorf – Summin – Wückersdorf (Lippinken) – Warden (Wardengowo)- Partenschin

MARNAU

75

Groß u. Klein Ballen (Ballowken) – Wawer (Wawerwitz)– Marnau (Marzenzitz) –Resendorf (Terreschewo) – Ostrau   – Thomasdorf – Kemmen (Kamionken) – Nickelshöhe (Nikolaiken) – Otterwald (Otremba)

KORTENSEE

28

Schwarzenau   – Fitte (Fittowo) – Wonne (Wonno) – Schakenhof   - Buscheck   - Kortensee (Krottoschin)

ROSENTAL

21

Rosental – Grabau -   Pommerken (Pomierken)- Kasenitz (Kasanitz)

PRONIKAU

16

Lobenstein – Pronikau – Güldenbach (Zlottowo) – Schweinichen (Zwiniarz) – Stephansdorf – Mole (Omulle)

KAUERNIK

15

Kauernik – Elistal (Ellisthal) – Bratisdorf (Bratuschewo) - Krumau (Krzemieniewo)- Sugain (Sugainko)

KÖLPEN

14

Rohrfeld – Renk (Rynnek) – Kölpen (Kielpin)

RÜBENAU

11

Rübenau (Rybno) – Eichwalde –

Hartwitz (Hartowitz) – Heikenwalde (Truschin) – Erlengrund

 

1.244

 

Nachfolgend (nächste Seite) ist in einer Kreiskarte zu sehen, in welchen Orten im Kreis Neumark die Vertriebenen geboren wurden und/oder gelebt haben. Um es übersichtlich zu machen, habe ich für die beiden Städte und die Amtsbezirke jeweils nur einen Punkt gewählt, bei dem die Größe des Punktes die Anzahl wiedergibt. Der dazu genannte Ortsname ist nicht immer der Name des Amtsbezirks, sondern der Name des Ortes mit den ehemals meisten Deutschen in diesem Amtsbezirk.

Anlässlich einer Feier in Neumark zum Beitritt Polens, 2003,   zur Europäischen Union - Ein Schild mit den drei Europastädten und Prof. Freiger, Direktorin Dr. Alina Kopiczynska und Starost Stanislaw Czajka – Auf dem Weg zum Markt

 

Wenn man bedenkt, dass über 7 Jahrhunderte Preußen, Polen, Kaschuben und Deutsche zusammen lebten (– und wenn es Konflikte gab, dann in der Regel zwischen den Herrschenden – die Volksgruppen waren, wie immer, die Leidtragenden –) dann muss es doch möglich sein, auch im Heute wieder zusammen zu finden, ganz besonders mit Blick auf ein geeintes Europa. 

Doch Unsere Heimat bleibt verloren, wie das Eigentum an Häusern, Grund und Boden.

Ein altes Bild aus Neumark - 

Zug vor dem Kreiskrankenhaus, gestiftet vom Ehrenbürger Neumarks,   Dr. Dr. Friedrich Lange - Lonkorrek

 

Der Deutsche Verein in Neumark

Der Deutsche Verein in Neumark ist eine große Hilfe für uns. Bei all unseren Bemühungen in der alten Heimat hat er uns, besonders sein Vorsitzender, Edmund Tessmer , nicht nur bei größeren Veranstaltungen, sondern auch bei vielen Einzelbesuchen unserer Landsleute und deren Nachkommen, aktiv und erfolgreich geholfen.

Edmund Tessmer im Herkules, anlässlich eines Besuchs, 2001, in Kassel

 

Sommerfest der Deutschen Minderheit Neumark in Hohenstein

 

 

Heimatbücher für den Kreis Neumark/ Westpr.    und Zeitschrift „Der Westpreusse“

Das „ Heimatbuch für den Kreis Neumark/Löbau“ kann ab Herbst im elektronischen Lesesaal der Martin-Opitz-Bibliothek, in Herne, ( Berliner Platz 5, 44623 Herne, Telefon 02323-16 2805), genutzt werden. Nachdrucke sind erf, dank der Stiftung der Bibliothek, die das Buch gescannt hat.

Inzwischen sind Nachdrucke zu beziehen!

Die Zeitschrifimt „Der Westpreusse“   der Landsmannschaft Westpreußen e.V., ist zu beziehen unter der Anschrift: 48167 Münster-Wolbeck, Mühlendamm 1.

Das aus dem Polnischen übersetzte   „Lubawa-Löbau“ von Josef Sliwinski, 1982 Ein Dokument zum historischen deutsch-polnischen Verhältnis aus der Sicht eines Polen, das, bearbeitet von Professor Stephan Freiger, im Jahr 1985 erschienen ist.

  „Abschied von Lonkorsch“, Buch von Hans G. Brunst , zu beziehen   vom Autor: Am Sportplatz 16, 53343 Adendorf-Wachtberg, Tel. 02225-701297  

„Das höhere Schulwesen in der ‚polnischen Ecke’ Westpreußens im Spannungsfeld der Nationalitätenpolitik“ von Botho Spittler , dem letzte deutsche Direktor der Neumarker Oberschule.

  Helmut Steege: Erinnerungen aus dem Spannungsbereich zweier Nationen. Erlebnisse im Deutsch-Ppolnischen Grenzgebiet – 1920-1940. Verlag Nordostdeutsches Kulturwerk, Lüneburg 1990.

Rudolf Orlovius :   „Die Deutschen im Weichselkorridor 1919-1939“   (Arbeitsheft)

Heimatkreistreffen in Mühlhausen/Thüringrn 2007

 

Bei der   Heimatfahrt 2006,   im Restaurant „Alt Danzig“ in Danzig 

Grabplatte des Ordensvogts von Brattian, Kuno von Liebenstein, Großkomtur des Deutschen Ordens 

von   1383–1387, in der Thomaskirche in Neumark

 

 


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