Rathaus in Leer - Nordfriesland

         Der Drewenzbote !

      Heimatbrief des Kreises Neumark/Westpreußen 
       und seiner Stadt- und Amtsbezirke



 Nr. 116   Juni 2010
 

             Löbau/Westpr.(Lubawa)
  Neumark/Westpr. (Nowe Miasto   Lubawskie)
 

Redaktion: Prof. Stephan Freiger, 

Hannelore Freiger und Superintendent Rudolf Steege


 

Liebe Landsleute!

 

Wie schon mehrfach kundgetan, geht die Heimatkreisarbeit weiter, so lange wir die Kraft haben und Sie uns unterstützen! Und weil wir die bisherigen Heimatkreisversammlungen nicht mehr durchführen, werten wir die jährlichen Tagungen von Vorstand und Beirat auf und erweitern sie zu einem kleinen Heimatkreistreffen. D.h. jedem soll weiterhin Gelegenheit gegeben werden, sich mit Landsleuten zu treffen.

Vom Freitag, 24. bis Sonntag, 26. September 2010, findet das Treffen in Leer/Ostfriesland  statt.

Wir erkunden u.a. unter sachverständiger Leitung den Tagungsort und seine Umgebung.

 

Wenn Sie teilnehmen möchten, buchen Sie bitte umgehend im :

Hotel-Restaurant Lange · 26789 Leer · Zum Schöpfwerk 1-3

 (An der Kreisstraße nach Driever) -
Telefon 0491-919280 · Telefax 9192816 ·

E-Mail: hotellange@hotellange.de ·

 

oder melden sich bitte rechtzeitig bei

Gisela und Leo Kroh,  Burfehner Weg 11a, 26789 Leer,  Tel. 049165412

an.

Die Beiden organisieren Programm und Unterkunft.

Wir  treffen uns und Tagen im Hotel Lange.

 

Ihr Stephan Freiger  

Heimatkreisvertreter     

 

 

 

Ergänzung zum Vortrag auf dem Heimatkreistreffen.

 

In der Zeitschrift „Der Spiegel“ ( Nr.18 vom 3.5.2010)  fand ich eine Notiz, die meine Darstellung (abgedruckt im Drewenzboten 115 vom Dezember 2009)  der Einstellung des Französischen Präsidenten Francois Mitterrand zur deutschen Wiedervereinigung sehr deutlich macht: Anläßlich  eines Treffens Mitterrands  mit dem damaligen Vorsitzenden der SED-PDS, Gregor Gysi, am  21. Dezember 1989 – sechs Wochen nach dem Fall der Mauer – in Ost-Berlin (noch DDR), äußerte Mitterrand sein Bedauern über den Niedergang der DDR. Der Franzose äußerte   seine Bedenken,  sollte es zu einem geeinten Deutschland kommen, dem er offenbar zutraute, wie einst Hitler, Mitteleuropa unter seine Kontrolle bringen zu wollen. O-Ton Mitterrand: „Ich sehe schon genau vor mir, was kommen wird. Ich könnte es Ihnen beschreiben. Ein Deutschland mit 80 Millionen birgt immer die latente Forderung in sich nach Schlesien, Pommern, Masuren, Sudetenland und Tschechoslowakei.“ Er sah „ernste Konsequenzen“, sollte Kohl und die Mehrheit der Deutschen eine rasche Wiedervereinigung anstreben. Zuerst müsse die Europäische Gemeinschaft stärker integriert werden, und „dafür brauchen wir noch einige Jahre“. Andernfalls würden sich - wie einst vor dem Ersten Weltkrieg -Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion  (als Russlands Nachfolger) verbünden, und das seien „drei Nuklearmächte“. Eine solche Konstellation, drohte Mitterrand, „wäre schade“. Die Deutschen seien doch „arbeitsam, zivilisiert und intelligent“.

Stephan Freiger 

         

 

 

 

Liebe Landsleute und Förderer des Vereins der ehemaligen Löbauer und Neumarker!

Die Bankenkrise und die damit einhergehende Rezession, die Unsicherheiten, die im Zusammenhang mit den desolaten Griechischen Staatsfinanzen bestehen und die Sorge um den Euro, bescherten uns allen eine gewisse Zurückhaltung im Konsumverhalten, leider auch in der Spendenbereitschaft, die merklich nachgelassen hat. Unser Heimatkreis spürt das sehr deutlich. Die Spendeneingänge der letzten Monate reichen nicht aus, um den nächsten Drewenzboten zu finanzieren.

Der Druck und der Versand einer Ausgabe erfordern etwa eintausend Euro. Damit habe ich aber nur einen Punkt der Vereinsarbeit angesprochen. Es werden auch Mittel benötigt, um Kontakte mit unseren, in Westpreußen verbliebenen, deutschen Mitbürgern zu pflegen. Zudem ergeben sich finanzielle Verpflichtungen gegenüber dem Dachverband der Vertriebenen und den dazugehörigen Organisationen. Damit sind die zwingend anfallenden Kosten benannt – Kosten, die durch Ihre Spende gedeckt werden müssen. Bleibt sie aus, muß unsere bisher erfolgreiche ehrenamtliche Arbeit,  die Erinnerung an unsere Heimat wachzuhalten und das Unrecht der Vertreibung nicht vergessen zu lassen,  eingestellt werden.

 

Bitte helfen Sie mit ihrer Spende, dass dies nicht geschieht!

Ihr Kassenwart Bruno-Heinz Gollnast  aus Klein Ballowken.

 

 

 

Erfreuliches aus Neumark: Der letzte deutsche Grabstein.

 

 

Edmund Tessmer, der Vorsitzende des Vereins  der Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit aus Neumark, sandte uns zwei Artikel aus der Gazeta Nowomiejska, vom 30.12.2009 und 09.04.2010.

In ihnen befasst sich der Redakteur der Gazeta Nowomiejska, Stanislaw R. Ulatowski, mit einem Grabstein. Ein Bürger Neumarks, Herr Piotr Riedel, hatte Herrn Ulatowski  auf einen Grabstein aus schwarzem Granit aufmerksam gemacht, der umgefallen  und auf das Grab des 1927 Verstorbenen gelegt worden war. Es ist das Grab des Bäckermeisters Otto Sielmann.

                                                                                     

 

 

                                                                               Stanislaw R. Ulatowski

 

Herr Riedel erinnerte sich gut an den Toten und schilderte ihn als hilfsbereiten Menschen, der nicht nur seiner, Riedel´s Mutter, behilflich gewesen war. Herr Riedel hoffte, dass Herr Ulatowski  mit einer Veröffentlichung des Tatbestandes in seiner  Zeitung mehr Erfolg als er haben würde, das Grab wieder in Ordnung zu bringen.

So war es auch. Der Stein, der laut Angaben des Verwalters des Friedhofs, Herrn  Robert Krukowski, anlässlich einer Beerdigung – wohl im Bereich der Grabstätte Sielmann  - umgefallen war, wurde auf Veranlassung von Herrn Ryszard Wisniewski,  Eigentümer einer Steinmetzfirma in  Nielbark, sach- und fachgerecht unentgeltlich gerichtet. Herr Riedel – erfreut über den Ausgang seiner angeschobenen Aktion, beschloß, das Grab zu pflegen, es mit Blumen zu schmücken. Es ist das letzte deutsche Grab auf dem Neumarker Friedhof.

 

Eine schöne Geste! Dank allen Beteiligten!

           Steinmetze von Ryszard Wisniewski bei der Aufstellung                                   

 

 

Piotr Riedel am hergerichteten Grab Otto Sielmanns                                

 

 

Sommerfest in Hohenstein/Ostpreußen (Olsztynek)

 

Die Mitglieder des Vereins der Bevölkerung deutscher Volkszugehörigkeit treffen sich seit zehn Jahren auf einem Sommerfest. Das Treffen 2009 fand am 25. Juli im Freilichtmuseum des Volksbauwesens in Hohenstein (Olsztynek), Ostpreußen, statt.

 

 

Edmund Tessmer, der Vorsitzenden der Neumarker Abteilung, hatte zu diesem Treffen geladen. Es begann mit einem ökumenischen Gottesdienst und bot in seinem Verlauf u.a. die Gelegenheit, die Zusammenarbeit mit den Organisationen der deutschen Minderheiten in Ermland und Masuren, die sich auf der Bühne des Museums mit ihrem artistischen Programm präsentierten, zu planen - meint Edmund Tessmer. Ausflugskosten betrugen 15 Zloty.

Erfreulich auch, dass alle Objekte des Volksbauwesens in Hohenstein (Olstynek) kostenfrei besichtigt werden konnten.

 

 

Immer noch: Flucht und Vertreibung

Es kommt nicht von ungefähr, dass wir in letzter Zeit sehr viel mehr mit Flucht, Vertreibung, mit dem Ende des 2. Weltkrieges durch die Medien  konfrontiert werden als in den vergangenen Jahren. Gewiß, die Jahreszahl 65 – 1945 fand der Krieg sein bitteres Ende – könnte für vieles den Anstoß gegeben haben, nicht für alles. Es braucht Zeit und Kraft als Betroffene/r über Erlebtes zu sprechen, gar zu schreiben. Jeder von uns weiß das. Frau Waltraud Noss, geb. Thiel, Tochter von Landwirt Ferdinand Thiel und Rosa, geb. Neumann,  fand die Kraft. Hier ist ihr Bericht:.

Als Jüngste von acht Geschwistern wurde ich am 28. Juni 1930 in Tillitz, Kreis Neumark/Westpreußen, geboren. Mit  3 Jahren wurde ich Halbwaise. Ein paar Ähren kosteten meinem  Vater im Winter 1933 das Leben. Er geriet beim dreschen in die Dreschmaschine, sein Brustkorb wurde eingedrückt. Meine Mutter sagte immer, dass das der schwerste Tag in ihrem Leben war. Von Stund an war sie allein verantwortlich für die Landwirtschaft und ihre Kinder. Gewiß, meine drei Brüder waren alt genug, zu helfen, doch das war nur sporadisch möglich, sie befanden sich zu der Zeit bereits in der Ausbildung.

 So mit 8-9 Jahren – erinnere ich mich -  versuchte ich, mich ein wenig einzubringen, zu helfen. Die Arbeit machte mir Spaß. Es war für mich die schönste Zeit meines Lebens, ich fühlte mich – und war es – geborgen, ich liebte den Umgang mit Tieren, ich liebte das Leben auf dem Hof. Gewiß, es gab auch Beschwernisse, z.B. der weite Weg zur Schule. Täglich 2 km hin – 2 km zurück. Mit der Kutsche oder – im Winter – mit dem Pferdeschlitten war das kein Problem, sogar sehr schön, zu Fuß schon.

Mit diesem beschaulichen, glücklichen Leben für mich war es im Januar 1945 vorbei. Der Krieg holte uns ein. Die Front kam immer näher, wir hörten es. Es muß der 27. oder 28. Januar abends gewesen sein, als uns der Ortsgruppenleiter aufforderte, am nächsten Morgen unser Heim  „mit Sack und Pack“ zu verlassen, versteht sich, nur zur Vorsicht, also nur vorübergehend, und uns einem Treck anzuschließen. Uns – das waren meine Mutter, meine Schwester Hildegard und ich. Meine Schwester Gerda, verheiratet und wohnhaft in Neumark, schloß sich uns mit ihrer kleinen 2-jährigen Tochter an. Nicht am Treck beteiligt haben sich und konnten es auch nicht, meine zwei anderen Schwestern – sie hatten inzwischen eigene Familien, lebten nicht bei uns. Und zwei meiner Brüder waren zu diesem Zeitpunkt schon gefallen, der dritte vermisst.

 

 

 

 

Eltern- und Geburtshaus von Waltraud Noss in Tillitz

 

Am Tag unseres Aufbruchs war es bitterkalt und es lag hoher Schnee. Um die Pferde zu schonen, gingen wir meistens zu Fuß. Nachts schliefen wir, zwar in Federbetten eingewickelt, trotzdem nicht warm werdend – auf dem Wagen. Zu hungern brauchten wir in dieser Zeit nicht, zu essen hatten wir genug mit. Überall wo wir auf unserem Weg Richtung Oder  vorbei kamen, waren die Bewohner der Anwesen uns vorausgeeilt. Das Vieh war sich selbst überlassen, das war furchtbar anzusehen.

Eines Tages zwangen uns deutsche Soldaten unsere  Pferde gegen alte Klepper, die lahm und krank waren, auszutauschen, mit dem Ergebnis, dass wir nur sehr langsam voran kamen. Die Route ist mir nicht mehr so präsent. Doch was wir über die zugefrorene Weichsel fahrend, erlebt haben, dass Wagen und Menschen eingebrochen und unter der Eisdecke verschwunden sind, ist mir noch heute gegenwärtig. Das war ein schlimmes Erleben.

Irgendwann hat sich meine Schwester Gerda mit ihrer Kleinen von uns getrennt. Deutsche Soldaten nahmen sie auf ihrem Rückzug mit. Sie ist in Berlin bei Verwandten untergekommen. Das erfuhren wir aber erst sehr viel später. Ihr und dem Kind blieb viel erspart.

Es muß März 1945 - in der Nähe von Stettin - gewesen sein, als uns die Front einholte. Es war grausam: über uns Flugzeuge, vor uns deutsche Soldaten, hinter uns Russen. Und wir standen in einem langen Treck. Als die Russen uns erreichten, machten sie uns klar, dass wir absteigen und uns an den Straßenrand legen sollten. Wir nahmen ein Oberbett und legten uns in eine Mulde, ich dicht neben meine Mutter. Die Russen stellten sich mit ihren Maschinengewehren hinter uns auf – wir glaubten, das sei das Ende. Das wäre es beinahe gewesen. Ein Granatsplitter schlug plötzlich neben dem Kopf meiner Mutter ein. Das Oberbett hatte ihn abgefangen, wir waren noch einmal davon gekommen. Die Russen schossen nicht mit ihrer MP., zwangen uns aber  zur Umkehr in das nächste Dorf. Damit begann unser über einjähriges Martyrium.

Ich kann und möchte nicht ins Detail gehen, was mit uns geschah. Nur soviel: Am Abend kamen russische Soldaten und vergewaltigten die Frauen und Mädchen, Mädchen, die keine 10 Jahre alt waren. Eine Mutter flehte die Russen an, besser ihre Kinder zu erschießen – sie taten es nicht. Die Frau verkraftete die Situation nicht, sie verlor ihren Verstand. Nachdem man mich dreimal missbraucht (geholt) hatte, versteckte meine Mutter mich in einer großen  Futterkiste in einem Pferdestall. Während ich in der Kiste lag, nutzten Russen sie als Sitzfläche. Ich weiß bis heute noch nicht, wie ich da wieder herausgekommen bin – ich war mehr tot als lebendig. Die Nacht habe ich zwar überlebt, aber die ausgestandene Angst begleitet mich bis zum heutigen Tag. Meine Schwester und andere Frauen verschleppten die Russen in ein anderes Dorf. Doch dank ihres guten Orientierungssinns fand sie uns am nächsten Tag wieder. In dieser Nacht verloren wir auch unsere Sachen. Was nicht zerstört wurde, nahmen die Russen mit. Wann immer ich an diese Ereignisse denke, frage ich mich, wie meine arme Mutter das hat aushalten können.

Nach diesem Erlebnis beschlossen wir umzudrehen, nach Haus zu laufen. Wir kamen nicht weit. Man zwang uns, in Pommern auf einem großen Hof, inzwischen von Polen übernommen, für ein bißchen Essen zu arbeiten. Wir mussten Männerarbeit verrichten: pflügen, Bäume fällen etc. Einmal mussten wir, meine Mutter und ich, eine Ziege schlachten. Wir hatten keine Wahl, wir mußten die Arbeit verrichten. Ein Pole beaufsichtigte uns stets und drohte mit Erschießung, verweigerten wir die Arbeit. Schlafen mussten wir meistens im Schweinestall. Kommentar des Polen: “Das ist für euch Deutsche gerade gut genug, ihr Nemzey !  Wenn ihr hinter die Oder kommt, werdet ihr sowieso kaputt gehen wie die alten Kühe.“

Nun, so schlimm ist es nicht gekommen. Aber als wir 1946 nach Westdeutschland ausgewiesen wurden, hatten wir es schwer genug. Einige Monate verbrachten wir im Lager in Ülzen. Wir – meine Mutter, meine Schwester, inzwischen Mutter geworden, mit ihrem kleinen Sohn  und ich. Danach wies man uns im Oberbergischen der Gemeinde Marienberghausen zu. Wir lebten mit anderen Flüchtlingen bzw. Ausgewiesenen zunächst in einer stillgelegten Molkerei, bis man meiner Mutter und mir ein Quartier in Nallingen, unweit von Marienberghausen, bei der Familie Lang ein Quartier zuerkannte. Man fuhr uns vor das Haus und lud uns wie ein Stück Vieh ab. Wir standen vor dem Haus – Hinein kamen wir nicht – die Familie weigerte sich, uns einzulassen. Ich erinnere mich,  es regnete und wir vergossen bittere Tränen. Nach einiger Zeit kam die Schwester des Eigentümers – Frau  Lefherz – sie besaß ein Wohnrecht im Haus – und bat uns in ihre 2-Zimmerwohnung. Sie gab uns zu essen und zu trinken und für die Nacht Schlafstatt in ihrem Schlafzimmer.  Frau Lefherz gelang es, ihren Bruder zu bewegen, uns ein Zimmer zu überlassen. Wir hatten  nun zwar ein Dach überm Kopf, aber keine Möglichkeit zu kochen. Eine Großküche in  Marienberghausen, eigens für Flüchtlinge eingerichtet, versorgte uns.

Da Langs eine kleine Landwirtschaft mit 2 Kühen etc. besaßen, bot meine Mutter ihre Dienste an. Sie hat die Kühe gemolken, sie auf die Weide gebracht, den Stall ausgemistet, im Garten geholfen. Das gefiel der Familie natürlich und Mutter bekam für ihre Arbeit täglich 1l Milch. Davon konnten wir nicht leben.

Ein Friseur in  Marienberghausen – Herr Frickel – fragte mich, ob ich bei ihm helfen und evtl. eine Lehre machen wollte. Ich nahm gern an, stellte aber schnell fest, dass das nicht die richtige Beschäftigung für mich war. Und als ich durch Zufall erfuhr, dass die Familie Bach in Morkepütz für ihre Landwirtschaft eine Hilfe suchte, hab ich, sehr zum Missvergnügen des Friseurs, gekündigt und 8 Jahre bei Bachs gearbeitet.

An einer Dorfeinfahrt in Tillitz (Tylice)

 

1954 heiratete ich einen Landwirt - Willi Hardt – verließ Familie Bach und brachte nun mich und meine Arbeitskraft auf dem Hof meiner Schwiegereltern  ein. Es war für mich wunderbar, mit Tieren arbeiten zu dürfen und eine große Freude, als meine Mutter - ein bisschen pflegebedürftig – zu uns zog.

Ich denke viel an meine Kindheit, meine Mutter, meine Geschwister – wir, die wir überlebten, fanden mit Hilfe des Roten Kreuzes zueinander – und bin dankbar für diese beglückende Zeit, die meine Mutter so treffend in vier Zeilen beschreibt:

Erst waren wir glücklich, hatten ein Heim

Jetzt sind wir vertrieben, verlassen , allein.

Das Liebste entrissen!

Zerstört all unser Glück, das kehrt nie wieder zurück!

 

Waltraud Noss geb. Thiel

   

 

 

Zweimal vertrieben!

 

Der obige Bericht wurde übersandt von Friedrich Müller, geboren 1922 in Grodden (Grodziczno). Seine Eltern – Bauern - wurden 1923 von Polen enteignet und ausgewiesen. Mit seinen Eltern lebte er ab 1924, bis zur Flucht 1945, auf einem von den Eltern dann erworbenen Bauerhof in Cölmsee Kr. Rosenberg, also im - bei Deutschland verbliebenen - Nachbarkreis. Seine Großeltern Schulz und sein Onkel  Gustav Schulz  konnten in Rohrfeld, Kr. Neumark, ihren Bauernhof bis 1945 behalten.

 

Sowohl den Hof in Grodden als auch den Hof in Cölmsee hat sein Vater eigenhändig gebaut, er war gelernter Maurer.

Auf der Flucht 1945 wurde der Treck, dem der Vater angehörte, in der Nähe Danzigs von Tieffliegern angegriffen. Der Vater und sein Pferdegespann wurden tödlich getroffen.  Mutter und Schwester mit Kind gelang es mit dem Schiff nach Kopenhagen zu kommen. Dort starb Friedrich Müllers Schwester an Typhus.

 

 

 

 

Eltern- und Geburtshaus von Friedrich Müller in Grodden

Elterlicher Hof von Friedrich Müller in Cölmsee/Kreis Rosenberg

 

Elterliches Wohnhaus in Cölmsee/Kreis Rosenberg

Friedrich Müller bei Feldarbeit in der alten Heimat vor dem Krieg

 

Großfamilie Müller und Schulz in Rohrfeld/Kreis Neumark. Großvater mütterlicherseits Schulz mit Bart, daneben die Großmutter und rechts die Eltern von Friedrich Müller.

 Links die Großeltern väterlicherseits, Müller.

 

 

 

 


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