Kirche in Bolleschien

Kreis Neumark/Westpreußen (Nowomiejsta)

         Der Drewenzbote !

      Heimatbrief des Kreises Neumark/Westpreußen 
       und seiner Stadt- und Amtsbezirke



 Nr. 109     Dezember  2006
 

     Löbau/Westpr. (Lubawa)
  Neumark/Westpr. (Nowe Miasto   Lubawskie)
 

Redaktion: Prof. Stephan Freiger, 

Hannelore Freiger und Superintendent Rudolf Steege


 

  Der du allein der Ewge heißt  und Anfang, Ziel und Mitte weißt

im Fluge unserer Zeiten:

bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand,

damit wir sicher schreiten.

 

Liebe Heimatgemeinde !

 mit einer Liedstrophe von Jochen Klepper grüße ich Sie sehr herzlich zu den bevorstehenden Festtagen und auch schon zum Neuen Jahr 2007.

Dass unsere Tage wie im Fluge dahineilen, haben wir auch 2006 wieder gemerkt. Wie vieles hatten wir geplant, was längst schon vorbei ist? Wie vieles drängt sich uns jetzt auf, was nach kurzer Zeit schon wieder überholt sein wird? Von manchen uns nahe stehenden Menschen mussten wir Abschied nehmen, andere sind erstmalig in unser Blickfeld getreten.

 „Etwas Festes muß der Mensch haben“ hat Matthias Claudius einmal gesagt, und das bewegt auch Jochen Klepper, dessen Lebenslauf mit seinen Höhen und Tiefen manchen von uns bekannt ist. Woher komme ich? Wozu lebe ich? Wohin gehe ich? Diese drei Grundfragen halten uns in Atem. Sie können nicht von uns selbst beantwortet werden. Sie bedürfen einer Antwort von dem, dem wir uns selbst verdanken mit allem, was wir sind und haben.

Jochen Klepper nennt ihn den „Ewgen“. Aus den übrigen Strophen des gleichen Liedes geht hervor, dass er von Gott redet, durch den „in Jesus Christ die Mitte fest gewiesen ist“ (vergleiche Lied 64 im Evangelischen Gesangbuch). Ihn dürfen wir mit dem Liederdichter als den anrufen, der uns unter seiner Führung sichere Tritte tun lässt in die vor uns liegende Zeit und die damit verbundenen Aufgaben..

 Deshalb dürfen wir uns auch mit den Worten eines anderen bekannten Liederdichters, nämlich Paul Gerhardt, an Gott klammern und bekennen:

 Weil denn weder Ziel noch Ende sich in Gottes Liebe findt,

ei so heb ich meine Hände zu dir, Vater, als dein Kind,

bitte, wollst mir Gnade geben, dich aus aller meiner Macht

zu umfangen Tag und Nacht hier in meinem ganzen Leben

bis ich dich nach dieser Zeit lob und lieb in Ewigkeit.         (EG 325, 10)

 Seien Sie mit all Ihren Lieben herzlich Gott befohlen, und lassen Sie sich ein gesegnetes Weihnachtsfest und erfüllte Tage im neuen Jahr wünschen.

Ihr Rudolf Steege

                                                                       Superintendent

 

 

Grußwort des Patenkreises Oldenburg

zur Jahreswende 2006/2007

Mit großen Schritten neigt sich das Jahr 2006 dem Ende entgegen. Viele große und kleine, sowie fröhliche aber auch nachdenkliche Ereignisse haben uns bewegt. Über die Medien haben wir am Geschehen in der ganzen Welt teilgenommen, andere Dinge haben wir live erlebt. Zum Jahresende und in der Weihnachtszeit halten viele Menschen trotz der vielerorts großen Hektik inne, um die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen.  Die bevorstehenden Feiertage und der Jahreswechsel sollen Inseln der Besinnung und der Ruhe, aber auch der Fröhlichkeit und des herzlichen Miteinanders sein.

Ich freue mich, dass wir auch in diesem Jahr das herzliche Miteinander und die partnerschaftliche Verbindung zu unseren Freunden im Landkreis Nowomiejski weiter vertiefen konnten. Im August dieses Jahres war eine Delegation aus dem polnischen Landkreis Nowomiejski zu einem Besuch der landwirtschaftlichen Gewerbeschau Landtage Nord in Hude zu Gast.

Im Anschluss daran starteten drei Mitarbeiterinnen der Kreisverwaltung des Landkreises Nowomiejski ein zweiwöchiges Praktikum bei der Kreisverwaltung des Landkreises Oldenburg. Der Mitarbeiteraustausch ist ein Projekt zwischen den Partnerlandkreisen, das beide Kommunen im April 2005 initiierten.  Der Besuch der polnischen Mitarbeiterinnen war ein voller Erfolg und bestärkte sowohl die Teilnehmerinnen aus dem Landkreis Nowomiejski wie auch die Teilnehmer des Landkreises Oldenburg, das gemeinsame Austauschprojekt LEONARDO durchzuführen. Bevor es auf die Rückreise ging, unterzeichneten beide Seiten eine Partnerschaftserklärung über die Teilnahme am Projekt „Wissens- und Fähigkeitstransfer zwischen Partnerlandskreisen”.

Die zahlreichen Fachgespräche während des Praktikums führen erfreulicherweise zu immer engeren Kontakten und fördern die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen.

Allen Neumarkern und ihren Familien wünsche ich, dass sie nach der Hektik des Alltags in der Weihnachtszeit etwas zur Ruhe kommen. Genießen Sie die Stunden in der Winterstille aber auch die Fröhlichkeit und freuen Sie sich auf das neue Jahr. Schöne Weihnachtsfeiertage und alles Gute für das Jahr 2007!

Landkreis Oldenburg

Frank Eger

Landrat 

 

Liebe Landsleute!

 Vorstand und Beirat des Heimatkreises haben sich – gezwungenermaßen – auf ihrer letzten Sitzung  im September dieses Jahres besonders mit der  sehr wahrscheinlichen zukünftigen Entwicklung unseres Heimatkreises befasst. Gezwungenermaßen deshalb,  weil es bisher nicht gelungen ist, Jüngere – Kinder und Enkel unserer Mitglieder  – zu interessieren und für die Heimat-kreisarbeit zu gewinnen. Die Folge wird sein, dass unser Kreis nicht nur immer älter, sondern auch kleiner wird. Letzteres war schon sehr augenfällig auf dem letzten Heimatkreistreffen, wie bereits berichtet.

Deshalb wurde folgender Beschluß gefasst:

1. Für das Heimatkreistreffen, 22./23. September 2007, werden sich Tagungsort und Ablauf des Treffens von den vorausgegangenen Treffen unterscheiden. Wunderbare Tagungsorte wären Neumark oder Löbau. Sie verbieten sich wegen der langen, anstrengenden Anfahrt, die sich viele von uns nicht mehr zumuten können. Aber wir wollen der alten Heimat ein bißchen näher rücken und uns in Thüringen, in dem geschichtsträchtigen Städtchen Mühlhausen, wiedersehen und damit gleichzeitig der Wiedervereinigung West- und Mitteldeutschlands Tribut zollen, und ein bißchen den Spuren Thomas Münzers, Luthers und auch des Malers Tübke, der auf dem Kyffhäuser ein beindruckendes Panoramagemälde über die Zeit der Bauernkriege geschaffen hat, folgen.

 Das bedeutet: wir verlassen den gewohnten Rahmen der Heimatkreistreffen. Das Programm wird  dezidiert im nächsten Drewenzboten bekannt gegeben werden.

Es wird das vorletzte Treffen sein, folgt die Heimatkreisversammlung dem Vorschlag vom Vorstand und Beirat:

2. mit dem Heimatkreistreffen zum 60-jährigen Bestehen des Heimatkreises – 2009 – die Heimatkreistreffen zu beenden.

Das heißt nicht, dass damit auch das Ende des Heimatkreises gekommen ist. Er soll weiter bestehen bleiben. Auch der Drewenzbote soll – als Bindeglied –  weiter erscheinen, solange wir

a)      dazu die Kraft aufbringen und uns

b)      die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, also  g e s p e n d e t  wird.

Darüber hinaus wollen wir weiter für die Kenntlichmachung bzw. Erhaltung der ehemaligen deutschen Friedhöfe in unserem Kreis sorgen und setzen deshalb die Spendenwerbung auch dafür fort. B i t t e   h e l f e n   S i e   m i t !

Ihnen allen gesegnete Weihnacht und ein gesundes, gutes, neues Jahr.

 

Ihr Stephan Freiger                    

                                                                                                                 Heimatkreisvertreter

 

 

 

Neues aus der alten Heimat!

In Polen hat es im November 2006  Kommunalwahlen gegeben. 

Hier einige Ergebnisse:

Im Kreis Neumark ist Landrat Stanislaw Czajka vom Kreistag wiedergewählt worden.

 

Zum Vize-Landrat wurde 

Jan Rochewicz  gewählt.

 

In der Stadt Neumark ist in Direktwahl  Dr. Alina Kopiczyńska als neue Bürgermeisterin

gewählt worden. 

Sie war Direktorin der Neumarker Oberschule und hat aktiv bei unserem deutsch-polnischen Jugendaustausch mitgeholfen.

 

 

In Löbau ist Bürgermeister Edmund Standara wiedergewählt worden.

 

 

 

Rückblende

Bericht aus dem 4. Drewenzboten vom Oktober 1952

Wie ich den Kreis Neumark kennen lernte.

 Es war im August 1914. Mein Regiment (Gren.Rgt.Nr. 4 Rastenburg) hatte die ersten Gefechte gegen die Armee des Generals Rennenkampf am 17. und 18. August nordöstlich von Gumbinnen erfolgreich überstanden, als die Feindberührung verloren ging und wir in Nachtmärschen in westliche Richtung Insterburg-Wehlau marschierten. Als wir hier verladen wurden, und Königsberg erreicht hatten, war es absolut klar, dass unsere Division nach dem westlichen Kriegsschauplatz geworfen würde. Doch ab Marienburg ging es plötzlich in südliche Richtung auf Deutsch-Eyleu zu. Ein Wechsel im Oberkommendo Ost und das Auftauchen der Namen Hinden­burg und Ludendorff machten die Situation noch unübersichtlicher, wenig­stens für den marschierenden Soldaten. Als aber unser Transport zwischen Dt.-Eylau und Thorn auf der Station Bischofswerder nachts angehalten und in kurzer Zeit entladen war, hatten wir bereits die Gewißheit, dass große militärische Entscheidungen in Vorbereitung waren. Mit Marschsicherung marschierten die Bataillone durch den Lonkorczer-Forst nach Skarlin, wo Notquartiere bezogen wurden. Am nächsten Morgen Fußmarsch bei glühender Hitze über Nawra nach Neumark. In eine stille, verträumte Stadt marschier­ten wir damals ein, machten auf dem Marktplatz, der damals noch nicht gepflastert war, sondern einer Streusandbüchse glich,  halt. Der Regiments­adjutant sprengte heran und gab uns die neuesten Siegesnachrichten von der Westfront bekannt.

Ich erinnere mich heute noch, daß ich mit meinem Zug gegenüber dem Schuh­geschäft von Morgenstern, an der Kirche stand und eine Zigarre rauchte. Dann hieß es: Fertig machen, und weiter ging es über Tillitz, Grodden nach Kielpin. Wieder Notquartiere. Diesmal im Gasthaus. Auf diesem Marsch von Skarlin nach Kielpin mit ca. 35 km und vollem Kriegsgepäck habe ich vor den Höhenunterschieden des Kreises Neumark zum ersten Mal Respekt bekommen. Nach unruhiger Nacht ging es dann im Morgengrauen auf Wompiersk-Ketty zu und damit in den Nachbarkreis Neidenburg. Bereits im Vormarsch wurden die Bataillone auseinandergezogen, es kam zur Gefechts­entwicklung in Richtung auf Heinrichsdorf. Und eine Schlacht begann, die später als Schlacht bei Tannenberg in die Geschichte eingehen sollte.

Zum Abschluss noch  eine kleine Gefechtsepisode. Am Abend dieses Tages machte ich einen russischen Einjährig-Freiwilligen zum Gefangenen. Er hieß Baron von Saß und stammte aus dem Baltikum. Er diente sein Jahr im Petersburger Garderegiment "Preobraschenski", sprach fließend deutsch und bat den Hauptmann beim Verhör, ihn nicht über militärische Dinge auszufragen, da er sein Vaterland nicht verraten wolle. Sechsundzwanzig Jahre später hatte ich dann ausgiebig Gelegenheit, den schönen Kreis Neumark kennen zu lernen, seine besonderen land­schaftlichen Reize, seine deutsche Bevölkerung. Beide werden mir stets unvergessen sein.

gez. Stuertz

Landrat a.D.

Landrat Kurt Stuertz   (geb. 1892 in Bischofsburg / Ostpreußen – gest. 1983 in Heide / Schleswig-Hollstein)

Landrat des Kreises Neumark von August 1940 bis Januar 1945

 

 

Nachrichten aus der Heimat! (1952)

Der Landsmann Heinrich Rautenberg aus Löbau, der im Januar 1945 nach Rußland verschleppt wurde, ist im Juni dieses Jahres heimgekehrt. Er berichtet uns, dass der Landsmann Josef Hell aus Löbau am 21.1.45 an seiner Seite auf dem Viehtreck durch Panzerbeschuss bei Jamielnik gefallen ist. Der Landsmann Konrad Ohl aus Löbau ist auf dem Trans­port nach Russland im Waggon von Polen erschlagen worden. Er hatte sich als Pole ausgegeben und schlief auch zwischen diesen. Im Traum sprach er deutsch und wurde daraufhin erschlagen. In Tula hat Rautenberg den Schornsteinfeger Lisch aus Löbau getroffen, der ihm erzählte, dass der Mühlenbesitzer Prusakowski aus Löbau als Verschleppter gestorben ist.

In Oetrowitt befindet sich noch ein Zwangsarbeitslager in dem sich u.a. Frau Emilie Schulz, geb. Gorny, aus Grischlin befindet. Weitere sich noch dort befindliche Deutsche nennen wir im nächsten Brief.

Das Gebiet des Kreises Neumark ist auch geändert worden. Der Teil um Löbau und Rübenau gehört heute zum Kreise Soldau und zur Wojewodschaft Allenstein. Die wirtschaftlichen Verhältnisse müssen schlecht sein, da nur ein geringer Teil der Zerstörungen aufgebaut ist und dann auch nur behelfsmäßig. Die deutschen Bauernhöfe sind zum Teil aufge­teilt. Z.B. sind aus der Wirtschaft Krüger, Rosenthal,  4 Siedlungen gemacht worden.

Wie wir gerade noch erfahren, befanden sich im Lager Ostrowitt außer Frau Schulz noch ihre Tochter Erika, dann Frau Anna Schikorra aus Radomno und Albert Dase aus Jamielnik.              

 

 

   

Polen 2006 – ein Reisebericht !

 

Bericht unter Fahrt in die alte Heimat   


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